UNICEF begrüßt die vorgeschlagene ILO-Konvention über Kinderarbeit

Für UNICEF wäre die neue Konvention, die durch die
Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organisation - ILO)
vorgeschlagen wurde, ein Meilenstein in der weltweiten Kampagne gegen alle
Formen von ausbeuterischer Kinderarbeit.

Die Konvention wird in der jährlichen Konferenz der ILO diskutiert, die heute
eröffnet wurde. Unter den vorgeschlagenen Maßnahmen sind solche zur
sofortigen Beendigung von extremen und ausbeuterischen Formen von
Kinderarbeit sowie die Schaffung von nationalen Programmen zum Schutz der
ganz jungen Kinder und besonders der Mädchen. Die neue Konvention würde
Kriterien zur Regelung von gefährlichen Arbeiten beinhalten und bestimmte
Praktiken als kriminell einstufen.

"Nur wenn wir Arbeitspraktiken loswerden, die Kinder Verletzungen,
Krankheiten und dem Tod aussetzten, werden wir am Weg zur Abschaffung
aller Formen von Kinderarbeit sein, die Kinder ihrer fundamentalen Rechte
berauben", sagte Carol Bellamy, Direktorin von UNICEF. Sie begrüßte die
bevorstehende Diskussion und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, daß die daraus
resultierende Konvention ein neuer Antrieb im Kampf gegen Kinderarbeit sein
könnte.

In den letzten Jahren hat UNICEF einige Siege errungen - darunter ein
Abkommen von 1997 zur Abschaffung der Kinderarbeit in der pakistanischen
Fußballproduktion oder eines zur Beendigung von Kinderarbeit in der
Textilindustrie von Bangladesch.

"Das Echo in der öffentlichen Meinung wird stärker", sagte Bellamy. Sie
bemerkte, daß zur Konferenz tausende junge Menschen kamen, die am Marsch
gegen Kinderarbeit teilgenommen hatten. Die UNICEF Botschafterin und
französische Schauspielerin Emmanuelle Beart und die griechische Sängerin
Nana Mouskouri begleiteten die Märsche, als sie in Genf ankamen.

Bellamy lobte die Energie und die Ziele der Marschierenden. "Ihr Slogan - Von
der Ausbeutung zur Ausbildung - trifft den Kern der UNICEF Kampagne gegen
Kinderarbeit", sagte sie. UNICEF hat - als nationale und internationale Priorität
- stets darauf gedrängt, daß jedes Kind Zugang zu einer ausreichenden,
qualitätvollen Grundausbildung hat. Ein Überblick der 14 am schlechtesten
entwickelten Länder zeigt, daß die Hälfte der Schüler keine Lehrbücher hat.
Klassen sind oft riesig - 67 Schüler pro Lehrer in Bangladesch und beinahe 90
Schüler pro Lehrer in Äquatorialguinea.

In den Entwicklungsländern beenden ungefähr 30% der Schüler die Grundschule
nicht. In 15 afrikanischen Ländern südlich der Sahara liegt die Einschulungsrate
unter 50%. UNICEF hat kürzlich einen verstärkten Schuldenerlaß für die ärmsten
Nationen der Welt verlangt, damit sie mehr in Basisgesundheitsdienste und
Bildungswesen investieren können - die einzig dauerhafte Lösung für das
Problem der Kinderarbeit.

UNICEF ruft Entwicklungsländer dazu auf, 20% ihres Budgets für die Bereiche
Bildung und Gesundheit aufzuwenden. Industrieländer sollen mindestens 20%
ihrer offiziellen Entwicklungshilfe für diese sozialen Bereiche bestimmen. Diese
Vereinbarung ist als die 20/20 Initiative bekannt. Geberstaaten sollen das
Gleiche mit ihrer offiziellen Entwicklungshilfe machen. UNICEF schätzt, daß es
zusätzlich zu dem, was bereits ausgegeben wurde, 6 Milliarden US$ pro Jahr
kosten würde, um bis zum Jahr 2000 jedem Kind eine Schulbildung zu
ermöglichen. Dieser Betrag ist weniger als 1% dessen, was weltweit pro Jahr
für Waffen ausgegeben wird.

Die vorbereitete Konvention würde die schädlichsten Formen der Kinderarbeit
festlegen und bei einem umfassenden Schutz der Kinder und jungen Menschen
aller Nationen helfen.