UNICEF-Bericht: Aufgrund von Gewalt sind tausende Schulen in West- und Zentralafrika geschlossen

Dakar/Genf/New York/Köln/ Wien - Ein neuer UNICEF-Report zeigt, dass in West- und Zentralafrika mehr als 1,9 Millionen Kinder nicht zur Schule gehen können. Der Grund: Anhaltende Gewalt und Drohungen

alte Schreibtische in Banki im Nordosten Nigerias

In Burkina Faso, Kamerun, Tschad, der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, Mali, Niger und Nigeria waren aufgrund der schwierigen Sicherheitslage bis Mitte des Jahres insgesamt 9.272 Schulen geschlossen. Damit hat sich die Anzahl der Schulschließungen im Vergleich zum Jahr 2017 bereits jetzt verdreifacht.

 

Angriffe auf Schulen gefährden das Leben und die Zukunft von Kindern

Der neue UNICEF-Bericht „Education Under Threat in West and Central Africa“ dokumentiert wie Mädchen und Jungen in der Region das Recht auf Bildung verwehrt wird. Kinder und ihre Familien müssen Angst um ihr Leben und ihre Zukunft haben.

Kindern, die nicht zur Schule gehen können, droht ein Leben voller Gefahren: So ist vor allem für Jungen das Risiko, durch bewaffnete Gruppen zwangsrekrutiert zu werden, wesentlich höher. Mädchen werden weitaus häufiger Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt. Viele von ihnen werden als Kinder verheiratet, was zu frühen Schwangerschaften und Geburten führt, die ihr Leben und ihre Gesundheit gefährden. Jungen und Mädchen, die von der Schule ausgeschlossen sind, werden zudem leichter zu Opfern von Menschenhandel.

Sicherheit und Unterstützung für Kinder in Konflikt- und Krisenregionen

Programme für Bildung in Krisensituationen sind weltweit weiterhin stark unterfinanziert. Ein Viertel aller Kinder, die humanitäre Hilfe – auch im Bereich Bildung – benötigen, leben in den von Konflikten betroffenen Gebieten West- und Zentralafrikas. Doch derzeit stehen dort für Bildungsprogramme weniger als ein Drittel der benötigten Mittel bereit.

UNICEF fordert die Regierungen, Streitkräfte, Konfliktparteien sowie die internationale Staatengemeinschaft auf, aufeinander abgestimmte Maßnahmen zu ergreifen, um Angriffe auf Schulen, Lehrkräfte und Schüler in West- und Zentralafrika zu unterbinden und die Bildungschancen für jedes Kind zu fördern.

Regierungen müssen Bildungseinrichtungen besser vor Angriffen schützen. UNICEF ruft die Regierungen außerdem dazu auf, die internationale „Erklärung zum Schutz von Schulen in bewaffneten Konflikten“ („Safe Schools Declaration“) zu unterzeichnen und umfassend umzusetzen.

Der Unterricht und das Lernen müssen so gestaltet sein, dass friedliche Konfliktlösungen und die Bildung von Mädchen gefördert werden. Schulen brauchen mehr gut ausgebildete Fachkräfte.

Alle Kinder, ganz gleich, woher sie kommen, müssen zur Schule gehen können. Eltern und Gemeinden müssen eng zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass insbesondere Mädchen Zugang zu Bildung haben. Geberländer sollen sich zu einer mehrjährigen, flexiblen Finanzierung verpflichten, um Bildung in Krisensituationen zu fördern und Verknüpfungen zu längerfristigen Bildungsprogrammen zu schaffen.

Um die Kinder zu erreichen, die von Schulschließungen betroffen sind, aber auch jene, die nie die Möglichkeit hatten, zur Schule zu gehen, arbeitet UNICEF mit Behörden und Gemeinden zusammen. So werden alternative Bildungsmöglichkeiten unterstützt, wie kommunale Lernzentren, Schulunterricht über das Radio oder in religiösen Einrichtungen. Darüber hinaus stellt UNICEF Hilfsmittel für Lehrkräfte zur Verfügung, die an gefährlichen Orten arbeiten, und bietet psychosoziale Unterstützung und Betreuung für Kinder an, die unter der Gewalt leiden.

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