UNICEF-Direktorin begrüßt Impfkampagne für Kinder

Aus einem neuen Bericht geht hervor, daß acht Millionen kleiner Kinder jährlich
überleben könnten, wenn neue Impfstoffe, die jetzt im letzten
Entwicklungsstadium sind, in den Entwicklungsländern verstärkt eingesetzt
würden.

Diese Studie bemerkt außerdem, daß jährlich weitere 4 Millionen Kinder gerettet
werden könnten, wenn die bereits weitverbreitete Verwendung von Impfstoffen
gegen Masern, Hepatitis B, HIB-Pneumonie und -Meningitis, sowie Tetanus bei
Neugeborenen ausgedehnt würde.

"Aber das Leben dieser Kinder kann nicht gerettet werden, wenn nicht rasch
Schritte eingeleitet werden, die Immunisierungsrate bei Kindern zu erhöhen",
sagte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. Sie hob hervor, daß heute über 80 %
der kleinen Kinder gegen die sechs wichtigsten, tödlichen Krankheiten geimpft
sind: 1979 waren es weniger als 5 %. "Das bedeutet, daß jährlich 3 Millionen
Kinder weniger sterben als früher, und das ist eine große Errungenschaft",
sagte Belamy. "Doch seit 1990 hat sich die Zahl der geimpften Kinder nicht
signifikant erhöht, und in den Entwicklungsländern wurden keine neue
Impfstoffe in großem Umfang eingeführt."

Die Impfkampagne für Kinder ist ein internationaler Versuch, neue Impfstoffe zu
entwickeln und einzuführen - Ergebnis einer einzigartigen Partnerschaft zwischen
UNICEF, dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, der WHO und
der Rockefeller Foundation. Die Auswirkungen neuer Impfstoffe gegen den
Durchfallvirus und durch Pneumokokken ausgelöste Lungenentzündung sind in
die, in der Studie angeführten, Sterblichkeitsraten einbezogen.

Bellamy hob die lange Verpflichtung von UNICEF bei der Unterstützung von
Gesundheits- und Immunisierungsprogrammen für Kinder hervor. Die Studie
"Strategischer Plan für Impfkampagnen von Kindern" setzt folgende Ziele:

* Weltweite Kontrolle des Auftretens von Masern, Hepatitis B, HIB (diese
Bakterien verursachen Gehirnhaut- und Lungenentzündung) und Röteln,
durch umfassendere Impfungen in allen Regionen bis längstens 2005.
* Entwicklung und Einführung neuer, besserer Impfstoffe, die Todesfälle
infolge von Infektionskrankheiten reduzieren und die mehr Krankheiten
vorbeugen können.
* Entwicklung von Impfstoffen und dazu nötiger Technik, die
Immunisierungsprogramme vereinfachen: z.B. durch orale, nasale oder
andere Formen der Verabreichung oder die Verringerung der Injektionen.

Das Erhalten aller Schutzimpfungen ist das Recht jeden Kindes lt. der Konvention
über die Rechte des Kindes. Der "Plan für Impfkampagnen von Kindern" teilt die
Staaten in vier Kategorien ein, die sich aufgrund der Bewertung ihrer
Möglichkeiten für die Finanzierung der Impfstoffe ergeben.

In Gruppe "A" sind 48 Länder, die ihren Bedarf an Impfstoffen kaum selbst
finanzieren können. Die meisten befinden sich sind in Afrika südlich der Sahara.
Sie bedürfen in der nächsten Zukunft einer ständigen Unterstützung für
Immunisierungsprogramme. "Es ist wichtig", sagte die UNICEF-Direktorin,
"daß die Regierungen und Organisationen, die spenden, den
Immunisierungsaktivitäten in diesen Ländern Vorrang geben."

Die jährlichen Kosten für Impfstoffe, die benötigt werden, um alle Kinder der
Gruppe "A" immunisieren zu können, belaufen sich auf nur 25 Millionen US$
(ca. 300 Millionen öS), sagte Bellamy. Erfolgreiche Programme könnten ins
Stocken geraten, wenn in der nächsten Zukunft keine zusätzlichen Spendengelder
verfügbar sind.

"Weiterhin Leben zu verlieren, nur wegen eines solch relativ kleinen Betrages
wäre gewissenlos", sagte Bellamy.

Durch die Entwicklung ihrer Wirtschaft, sind die Länder in der Gruppe "B" besser
in der Lage ihre Impfstoffe zu finanzieren, zumindest für die sechs tödlichsten
Krankheiten: Polio, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Masern und Tuberkulose.
Aber viele von diesen Staaten werden zusätzliche Hilfe durch Spenden brauchen,
wenn sie neue Impfstoffe einführen, die in der ersten Zeit teurer sein werden als
die herkömmlichen.

Laut Bellamy wird UNICEF 1998 seine Bemühungen verstärken, um die
Immunisierungsrate bei den bedürftigsten Kindern anzuheben und um effektive
Systeme für die Verteilung, Verabreichung und Handhabung der Impfungen zu
entwickeln. UNICEF wird eng mit der WHO, Spendern und Regierungen
zusammenarbeiten, um die Masern mittels verstärkter Impfkampagnen zu
kontrollieren. Durch die Unterstützung weiterer Nationaler Impftage wird an der
Ausrottung von Polio gearbeitet. UNICEF wird außerdem weiter daran arbeiten,
Wege zu finden, um neue Impfstoffe in den bedürftigsten Ländern zur Verfügung
zu stellen, sobald sie verfügbar sind.

Bellamy verwies auf den aktuellen "Bericht zur Situation der Kinder in der
Welt" und betonte, daß UNICEF 1998 darüber hinaus auch die
Vitamin-A-Versorgung für die Immunisierung von Kindern wichtig ist. In vielen
Regionen der Welt, sagte sie, kann preiswerte Vitamin-A genauso effektiv bei
der Verhinderung von Todesfällen kleiner Kinder sein, wie die neuen Impfstoffe.