UNICEF fordert Ende der Kämpfe in Darfur

Kinder und Frauen tragen die Hauptlast der brutalen Kampfhandlungen im westlichen Sudan

Wien, Genf, New York, Khartoum, 20. Februar 2004: Attacken auf Zivilisten in der Region Darfur im Sudan gefährden das Leben von hunderttausenden Kindern, die auf der Flucht sind, gab UNICEF heute bekannt.

UNICEF-Direktorin Carol Bellamy forderte die sudanesische Regierung auf, die Rechtsstaatlichkeit geltend zu machen sowie energische Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung zu setzen. Weiters forderte Bellamy alle beteiligten Kriegsparteien dazu auf, einem sofortigen Waffenstillstand zuzustimmen und humanitären Organisationen sicheren Zugang zu den vertriebenen Menschen zu ermöglichen.

Angriffe auf Dörfer in den letzten Tagen verursachten neue Flüchtlingsströme. Vor allem Kinder und Frauen marschierten unter harten Bedingungen in die Städte Darfurs.

Etwa 100.000 Flüchtlinge erreichten bereits Kutum in Nord-Darfur, täglich kommen neue Vertrieben an. Hilfsorganisationen gehen davon aus, daß etwa 750.000 Zivilisten bereits durch die Kämpfe aus ihren Dörfern vertrieben wurden.

Nach Wochen ohne Zugang zu den Flüchtlingen autorisierte Präsident El Bashir am Montag die Öffnung von Hilfskorridoren zu einigen Gebieten.

JoAnna van Gerpen, Büroleiterin von UNICEF Sudan, kehrte soeben von einem Lokalaugenschein in den Städten Kutum und El Geneina zurück. Van Gerpen beschreibt den Zustand der vertriebenen Zivilbevölkerung als "schockierend".

"Eine Mutter aus einem nahegelegen Dorf erreichte Kutum mit ihren neun Kindern", erzählte Van Gerpen. "Sie hausten gemeinsam mit tausenden anderen Flüchtlingen in trockenen, verschmutzten Flußläufen. Ihr einziger Besitz waren ein paar Kleidungsstücke und ein Wasserkanister."

"Zehntausende leben im Freien oder in Unterständen aus Gras. Sie sind verängstigt und wagen es nicht, die Stadt zu verlassen."

Laut Van Gerpen sind die Flüchtlinge in sehr schlechter Verfassung. Die Kombination aus ungenügender Nahrung, unhygienischen Bedingungen und knappem Trinkwasser ist eine ideale Brutstätte für Krankheiten.

UNICEF und seine Partner bringen Trinkwasser in die Lager und bauen Brunnen, doch die Anzahl der Flüchtlinge droht die vorhandenen Mittel bei weitem zu übersteigen. Gesundheitsdienste funktionieren nur begrenzt, viele Gesundheitsarbeiter flohen in sichere Gebiete.

"Und ich spreche hier von den Glücklichen, von jenen, die wir erreichen konnten", sagte Van Gerpen. "Hunderttausende wurden aus ihren Dörfern vertrieben und sind jetzt in Gebieten, die humanitären Organisationen nicht zugänglich sind ­ entweder aus Sicherheitsgründen oder wegen Restriktionen der Regierung."