UNICEF: Für die Kinder von Bam heißt es wieder "Zurück in die Schule"

24. Jänner 2004 ist offizieller Schulbeginn in Bam

Bam/Genf/Wien, 23. Jänner 2004 – Tausende Kinder in der vom Erdbeben betroffenen Stadt Bam im Südiran werden am Samstag, dem 24. Jänner 2004, in ihre provisorischen Klassenzimmer zurückkehren.

Mit Unterstützung von UNICEF hat die lokale Unterrichtsbehörde 26 Plätze in der zerstörten Stadt bestimmt, wo provisorische Bildungszentren eingerichtet werden. Noch steht die genaue Zahl der Schüler, die morgen mit dem Unterricht beginnen werden, nicht fest. Aber aus einigen der Zentren berichten Lehrer, dass sich bereits mehrere hundert Schüler zum Unterricht angemeldet hätten. Nach Angaben des Unterrichtsministeriums könnten allein aus den Grundschulklassen fast 2000 Schüler in den nächsten Tagen zum Unterricht erscheinen. 420 Lehrer stehen zur Verfügung. In der ersten Zeit wird weniger Augenmerk auf den üblichen Lehrplan als auf Teilnahme und gemeinsame Aktivitäten gelegt.

Man schätzt, dass derzeit noch rund 20.000 Schulkinder in Bam sind, die seit dem Erdbeben vom 26. Dezember 2003 fast alle in Zelten leben und nur sehr beschränkten Zugang zu Erholungs- und Bildungseinrichtungen haben. Wie die Erfahrungen von anderen Erdbebenkatastrophen gezeigt haben, sind sogenannte „kinderfreundliche Zonen“ besonders wichtig. Hier können Kinder nicht nur wieder eine Schule besuchen, es gibt auch Gesundheitseinrichtungen und die Kinder können in einem sicheren Umfeld spielen. Mittlerweile haben NGOs zwar mit Unterstützung von UNICEF begonnen einige solcher Zonen einzurichten, doch einem geregelten Schulbetrieb inmitten der Trümmerhaufen von Bam stehen noch große Hindernisse im Weg. Es fehlt an Lehrern, die die Rückkehr in die Klassenzimmer bewältigen, 90 % der Schulgebäude sind zerstört und die Kinder sind in provisorischen Lagern verteilt. UNICEF schätzt, dass ein Drittel der Lehrer von Bam und 10.000 Schulkinder bei dem Erdbeben ums Leben gekommen sind. Die Überlebenden leiden unter Stress und schweren psychischen Traumen. Dazu kommt, dass die tägliche Versorgung der Familien nur unter schwierigsten Umständen möglich ist.

UNICEF hat bis jetzt 16 Zelte geliefert, die als provisorische Klassenräume dienen. Die Zelte wurden überall in der Stadt aufgestellt und bis jetzt haben schon hunderte Kinder die hier gebotenen Möglichkeiten zu spielen und an anderen Freizeitangeboten teilzunehmen genutzt. UNICEF hat darüber hinaus 240 „Schulen in der Kiste“ geliefert. Jede enthält Schulmaterialien wie Hefte, Stifte und Papier für bis zu 80 Schüler. Außerdem wurden 26 Kisten mit Materialien für sportliche und spielerische Aktivitäten geliefert.

Sobald genauere Zahlen feststehen, wird UNICEF weitere Zelte und Container mit Unterrichts- und Spielmaterialien liefern.

Hauptziel der Aktivitäten in den provisorischen Schulen wird es sein, sowohl für Schüler als auch Lehrer wieder ein Stück Normalität und Routine zu entwickeln. Daher wird in den Schulen zuerst mit spielerischen Aktivitäten begonnen und erst später zu einem formelleren Lernen übergegangen. Diese Methode soll möglichst wenig zusätzlichen Stress erzeugen und damit allen Beteiligten helfen sich wieder leichter an den Unterricht zu gewöhnen. Denn sowohl Kinder als auch Erwachsene sind durch die schwierigen Umstände und den Verlust von Angehörigen und Freunden noch immer schwerem psychischem Druck ausgesetzt.

Die Leiterin des UNICEF-Büros im Iran, Kari Egge, begrüßte die Anstrengungen des Unterrichtsministeriums zum Start der Schulen in Bam. „Weniger als einen Monat, nachdem Bam von einer der schlimmsten Katastrophen die das Land je gesehen hat getroffen wurde, kehren die Kinder nun in die Schule zurück. Es ist ein positives Signal für die betroffene Bevölkerung, dass sich die Situation in Bam langsam wieder verbessert. Die Schnelligkeit mit der Ausbildung hier wieder ermöglicht wurde, ist Beweis für die Energie und Hingabe mit der unsere Partner im Unterrichtsministerium arbeiten. Ganz besonders auch auf lokaler Ebene, wo die Mitarbeiter selbst von persönlichen Verlusten betroffen sind und gleichzeitig vor der fast unermesslichen Aufgabe stehen, das Bildungssystem wieder zur errichten.“

UNICEF bittet weiter dringend um Spenden für die Erdbebenopfer im Iran:PSK 15 16 500: Erdbeben Iran