Die Umfrage von UNICEF und Gallup zeigt auch, dass junge Menschen eher glauben, dass sich die Kindheit an sich verbessert hat. Eine überwältigende Mehrheit ist der Meinung, dass die Gesundheitsversorgung, die Bildung und die physische Sicherheit für die Kinder von heute besser sind als für die Generation ihrer Eltern. Doch trotz ihres Optimismus sind die jungen Menschen alles andere als naiv. Sie sind unermüdlich, wenn es um den Klimawandel geht und fordern Maßnahmen. Sie sind skeptisch gegenüber Informationen, die sie in den sozialen Medien konsumieren, und haben mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen. Sie sehen sich im Vergleich zu älteren Menschen deutlich eher als Weltbürger*innen und befürworten eher die internationale Zusammenarbeit zur Bekämpfung von Bedrohungen wie der COVID-19-Pandemie.
„An Gründen für Pessimismus mangelt es in der heutigen Welt nicht: Klimawandel, Pandemie, Armut und Ungleichheit, wachsendes Misstrauen und zunehmender Nationalismus. Aber es gibt auch einen Grund für Optimismus: Kinder und junge Menschen weigern sich, die Welt durch die düstere Brille der Erwachsenen zu sehen", sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. „Im Vergleich zu älteren Generationen sind die jungen Menschen hoffnungsvoll, viel globaler eingestellt und entschlossen, die Welt zu verbessern. Die jungen Menschen von heute machen sich Sorgen um die Zukunft und sehen sich selbst als Teil der Lösung."
Die Umfrage „The Changing Childhood Project" ist die erste ihrer Art, bei der mehrere Generationen nach ihren Ansichten über die Welt und darüber, wie es ist, heute ein Kind zu sein, befragt wurden. Es wurden mehr als 21.000 Menschen in 21 Ländern in zwei Altersgruppen (15-24 Jahre und 40 Jahre und älter) befragt. Die national repräsentativen Umfragen wurden in Ländern aller Regionen – Afrika, Asien, Europa sowie Nord- und Südamerika – und Einkommensstufen durchgeführt.
Insgesamt zeichnen die Daten ein Bild von den jungen Generationen als Produkte der Globalisierung. So identifizieren sich junge Menschen (39 Prozent) im Durchschnitt fast doppelt so häufig wie ältere Menschen (22 Prozent) als Teil der Welt und nicht als Teil ihrer eigenen Nation oder ihrer Heimat. Mit jedem zusätzlichen Lebensjahr sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Menschen als Weltbürger*innen identifizieren, um durchschnittlich ein Prozent.
Die Umfrage – die während der Pandemie durchgeführt wurde – zeigt auch, dass Kinder und Jugendliche im Allgemeinen mehr Vertrauen in nationale Regierungen, Wissenschaftler*innen und internationale Nachrichtenmedien als Quellen für genaue Informationen haben. Dennoch zeigt die Umfrage, dass sich die jungen Menschen heute der Probleme bewusst sind, mit denen die Welt konfrontiert ist:
Die Mehrheit der jungen Menschen sieht ernsthafte Risiken für Kinder im Internet, wie z.B. gewalttätige oder sexuelle Inhalte (78 %) oder Mobbing (79 %).
Nur 17 Prozent der jungen Menschen geben an, dass sie den Plattformen der sozialen Medien „sehr" vertrauen, was die Bereitstellung korrekter Informationen angeht.
Während 64 Prozent der jungen Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen glauben, dass es den Kindern in ihrem Land wirtschaftlich besser gehen wird als ihren Eltern, haben junge Menschen in Ländern mit hohem Einkommen wenig Vertrauen in den wirtschaftlichen Fortschritt. Dort sagt weniger als ein Drittel der jungen Befragten, dass die Kinder von heute wirtschaftlich besser gestellt sein werden als ihre Eltern.
Mehr als ein Drittel der jungen Menschen gibt an, sich oft nervös oder ängstlich zu fühlen, und fast jede/r Fünfte sagt, er/sie fühle sich oft deprimiert oder habe wenig Lust, etwas zu unternehmen.
Im Durchschnitt sagen 59 % der jungen Menschen, dass Kinder heute einem größeren Erfolgsdruck ausgesetzt sind als ihre Eltern in ihrer Kindheit.
Die Umfrage zeigt auch, dass junge Menschen sich schnellere Fortschritte bei der Bekämpfung von Diskriminierung und mehr Zusammenarbeit zwischen den Ländern wünschen sowie, dass ihnen die Entscheidungsträger*innen zuhören:
Im Durchschnitt sind fast drei Viertel der jungen Menschen, die sich des Klimawandels bewusst sind, der Meinung, dass die Regierungen erhebliche Maßnahmen ergreifen sollten, um ihn zu bekämpfen. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (83 %), in denen die Auswirkungen des Klimawandels voraussichtlich am stärksten sein werden, ist der Anteil noch höher.
In fast allen Ländern, in denen die Befragung durchgeführt wurde, ist eine große Mehrheit der jungen Menschen der Meinung, dass ihre Länder sicherer vor Bedrohungen wie COVID-19 wären, wenn die Regierungen mit anderen Ländern zusammenarbeiten würden.
Junge Menschen zeigen eine stärkere Unterstützung für LGBTQ+-Rechte, wobei junge Frauen den Kampf für Gleichberechtigung anführen.
Im Durchschnitt sind 58 Prozent der 15- bis 24-Jährigen der Meinung, dass es sehr wichtig ist, dass die politischen Entscheidungsträger*innen den Kindern zuhören.
„Wir können nicht wissen, was die jungen Menschen bewegt, wenn wir sie nicht fragen. Die UNICEF-Umfrage unterstreicht, wie wichtig es ist, der nächsten Generation zuzuhören und ihre Perspektiven zu verstehen", sagt Joe Daly, Senior Partner bei Gallup. „Die Kinder von heute sind die Führungskräfte von morgen. Es ist entscheidend, dass die älteren Generationen ihren Teil dazu beitragen, dass unsere Kinder eine bessere Welt erben."
Die Umfrage zeigt, dass es in einigen Bereichen starke Übereinstimmungen zwischen der jungen und der älteren Generation gibt – vor allem in Bezug auf das Klima, die Bedeutung der Bildung, die globale Zusammenarbeit und die Handlungskompetenz der Kinder. Im Gegensatz dazu spiegeln Optimismus, globales Denken und die Anerkennung des historischen Fortschritts einige der tiefsten Gräben wider.
„Obwohl diese Studie ein differenziertes Bild der Kluft zwischen den Generationen zeichnet, ergibt sich ein klares Bild: Kinder und junge Menschen verkörpern den Geist des 21. Jahrhunderts weitaus stärker als ihre Eltern", so Fore. „Da sich UNICEF darauf vorbereitet, im nächsten Monat sein 75-jähriges Bestehen zu feiern, und im Vorfeld des Weltkindertages ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir jungen Menschen direkt zuhören, wie es ihnen geht und wie sich ihr Leben verändert.“
Der Internationale Tage der Kinderrechte, der jedes Jahr am 20. November stattfindet, soll das Bewusstsein für die Millionen Kindern schärfen, denen das Recht auf angemessene Gesundheitsversorgung, Ernährung, Bildung und Schutz verwehrt wird, und die Stimme der jungen Menschen bei allen Diskussionen über ihre Zukunft in den Vordergrund stellen.
Für Redaktionen
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der Umfrage startet UNICEF eine neue interaktive Plattform, http://changingchildhood.unicef.org/, die alle Daten der Umfrage und den Projektbericht enthält.
Das Changing Childhood Project ist die erste Umfrage, bei der mehrere Generationen auf der ganzen Welt nach ihren Ansichten darüber befragt wurden, wie es ist, heute ein Kind zu sein. Für das Projekt hat UNICEF in Zusammenarbeit mit Gallup zwischen Februar und Juni 2021 mehr als 21.000 Erwachsene und Kinder in 21 Ländern befragt. Alle Stichproben sind wahrscheinlichkeitsbasiert und landesweit repräsentativ für zwei verschiedene Bevölkerungsgruppen in jedem Land: Menschen im Alter von 15 bis 24 Jahren und Menschen im Alter von 40 Jahren und älter. Das Erfassungsgebiet ist das gesamte Land, einschließlich ländlicher Gebiete, und der Stichprobenrahmen repräsentiert die gesamte zivile, nicht institutionalisierte Bevölkerung innerhalb jeder Alterskohorte mit Zugang zu einem Telefon.
Die untersuchten Länder sind: Argentinien, Bangladesch, Brasilien, Kamerun, Äthiopien, Frankreich, Deutschland, Japan, Indien, Indonesien, Kenia, Libanon, Mali, Marokko, Nigeria, Peru, Spanien, Vereinigtes Königreich, Ukraine, USA und Simbabwe.