UNICEF: Kinder brauchen Sicherheit

Die Kinder im Irak müssen im Mittelpunkt des Wiederaufbaus stehen

Wien, Köln: Vor der morgen beginnenden internationalen Irak-Wiederaufbaukonferenz in Madrid warnt UNICEF vor einer weiteren Verschlechterung der Situation der Kinder im Irak. Aufgrund der gefährlichen Sicherheitslage kommen dringende Reparaturarbeiten an Wasser- und Elektrizitätswerken sowie an Schulen und Gesundheitseinrichtungen nur langsam voran. Nach wie vor sind hunderttausende Kinder vor allem in den südlichen und zentralen Landesteilen durch verseuchtes Wasser bedroht. Landminen, Blindgänger und verlassene Munitionsdepots sind eine akute Gefahr. In den ersten drei Monaten nach Ende des Krieges wurden allein über 1.000 Kinder bei Minen- und Munitionsexplosionen verletzt oder getötet. Unsicherheit und Kriminalität haben die ohnehin verfallene soziale Infrastruktur zusätzlich schwer geschädigt. Nach dem Ende der Kämpfe im April wurden allein über 2.700 Schulen im Irak von Plünderern verwüstet - während des Krieges sind rund 200 Schulen zerstört worden. Wegen der Unsicherheit schicken bis heute viele Eltern ihre Kinder nicht zur Schule.

Trotz der schwierigen Situation werden die UNICEF-Hilfsprogramme von 200 nationalen Mitarbeitern so gut wie möglich aufrechterhalten. UNICEF unterstützt die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, stellt Impfstoffe und technisches Gerät zur Verfügung und hilft bei der Wiedereröffnung der Schulen. So bringt UNICEF zum Beispiel jeden Tag mit Tankwagen Trinkwasser für 825.000 Menschen. Nach dem tödlichen Bombenanschlag auf das UN-Hauptquartier im August, bei dem auch der UNICEF-Mitarbeiter Chris Klein-Beekmann starb, sowie zahlreichen weiteren Anschlägen, mussten die meisten internationalen Mitarbeiter von UN- und Nichtregierungsorganisationen den Irak verlassen.

Der Irak kann sich nicht noch eine verlorene Generation leisten, die Verbesserung der Lage der Kinder muss deshalb im Mittelpunkt des Wiederaufbaus zu stehen.

Nach drei Kriegen und 12 Jahren Sanktionen ist die soziale Infrastruktur im Irak in einem katastrophalen Zustand. Insbesondere Kinder leiden unter den Folgen. Bereits vor dem Krieg starb jedes achte irakische Kind vor seinem fünften Geburtstag. UNICEF leistet weiter umfangreiche Not- und Wiederaufbauhilfe:

Wasserversorgung
So verteilt UNICEF jeden Tag rund 14,6 Millionen Liter Trinkwasser mit Tankwagen an die Bevölkerung in Basra sowie einigen Stadtvierteln von Bagdad, Mosul und Kirkuk. Die Wasser- und Klärwerke im Großraum Bagdad erhalten Kraftstoff zum Betrieb ihrer Pumpen sowie Chemikalien zur Wasseraufbereitung. UNICEF unterstützt die Reparatur von 125 Wasserwerken und Kläranlagen in 15 Bezirken der Zentralregion und im Südirak. Das Programm umfasst allein in Bagdad 62 Anlagen zur Wasseraufbereitung, die rund eine Million Menschen mit Trinkwasser versorgen. Sechs davon wurden im September fertig gestellt. Weitere Wasserprojekte laufen in Kerbala, Salah Eldeen, Qadissya, Najaf und Babil.

Gesundheit und Ernährung
Im September wurden mit Unterstützung von UNICEF rund eine Million irakische Kinder geimpft. UNICEF finanzierte den Transport der Impfstoffe und notwendige technische Geräte und mobilisierte Familien, damit sie ihre Kinder zum Impfen bringen. In zwei Trainingskursen wurden 500 Gesundheitshelfer ausgebildet. Weiter stellt UNICEF bis Ende des Jahres genügend Kühlaggregate zur Verfügung um eine landesweite Kühlkette wieder herzustellen. Insgesamt 40 Gesundheitszentren und Geburtssäle wurden in den vergangenen Monaten wieder hergerichtet, 400.000 Kinder wurden auf ihren Ernährungszustand untersucht.

Bildung
UNICEF hat die Übergangsverwaltung dabei unterstützt, die Schulen nach den Ferien wieder zu öffnen und den Betrieb wieder aufzunehmen. Anfang Oktober begann die Verteilung von insgesamt 68.000 Paketen mit Heften, Stiften und anderen Lernmaterialien in Basra, Bagdad und Mosul. An 70 Grundschulen werden Reparaturarbeiten durchgeführt. Da zahlreiche Büros der Schulverwaltungen auf lokaler und Bezirksebene geplündert und zerstört wurden, unterstützt UNICEF den Wiederaufbau mit einer technischen Grundausstattung.

Aufklärung über die Minengefahr
Zusammen mit dem irakischen Zivilschutz arbeitet UNICEF an einer landesweiten Übersicht, um vermintes und von Blindgängern belastetes Gelände zu identifizieren. Dies ist die Basis dafür, Trainingskurse für Minenaufklärer gezielt in bestimmten Gebieten durchzuführen. UNICEF hat zwei Millionen Faltblätter für Kinder und Eltern produziert, die zusammen mit den Schulmaterialien im ganzen Land verteilt werden.

Kinderschutz
Zusammen mit Nichtregierungsorganisationen wurden Pilotprojekte für bedrohte Kinder wie Straßenkinder und Kinder in Heimen im Großraum Bagdad gestartet. UNICEF unterstützt auch ein Trainingsprogramm für 115 Sozialarbeiter. Lehrer-Ausbildungskurse über psychologische Hilfen für traumatisierte Kinder werden an 35 Schulen in Bagdad, Basra und Modul vorbereitet.

UNICEF ist für die Nothilfe im Irak weiter dringend auf Spenden angewiesen: Spendenkonto PSK 15 16 500, BLZ 60.000Stichwort: Kinder Irak