UNICEF: Lage der Kinder in Darfur verzweifelt

Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu Sudan in Nairobi am 18./19.11.2004

Wien/Köln, 17.11.2004: Anlässlich der Sitzung des UN-Sicherheitsrates am 18. und 19. November in Nairobi ruft UNICEF die internationale Gemeinschaft zu mehr Schutz und Hilfe für die Kinder in der Krisenprovinz Darfur auf. Ein dauerhafter Waffenstillstand und das Ziel einer politischen Lösung des Konflikts in Darfur müssen mit mehr Nachdruck verfolgt werden. „Die Lage der Kinder in Darfur wird immer verzweifelter. Die Gräueltaten gegen Mädchen und Frauen müssen sofort aufhören. Alle Konfliktparteien müssen für die Folgen ihres Handelns verantwortlich gemacht werden“, sagte die Leiterin von UNICEF Sudan JoAnna Van Gerpen in Berlin.

Erst zum vierten Mal in seiner Geschichte tagt am Donnerstag und Freitag der UN-Sicherheitsrat außerhalb von New York. Ziel der Sitzung in Nairobi ist es, eine Lösung für den jahrzehntelangen Konflikt im Süd-Sudan sowie die Flüchtlingskrise in Darfur zu suchen.

Wachsende Gewalt
Trotz internationaler Unterstützung verschlechtert sich die Lage der Menschen in Darfur. Mit dem Abklingen der Regenfälle haben Unsicherheit und Gewalt in den vergangenen Wochen erneut zugenommen. Sie gefährden auch die humanitären Helfer und schränken sie in ihren Arbeitsmöglichkeiten zunehmend wieder ein. So konnten seit Anfang November deutlich weniger Lebensmittel an die Flüchtlinge verteilt werden. Schätzungsweise 20 Prozent der Kleinkinder unter fünf Jahren sind mangelernährt, viele von ihnen schwer.

UNICEF: Vertreibungen dürfen nicht Dauerzustand werden
UNICEF befürchtet, dass die Vertreibung von rund 1,5 Millionen Menschen zum Dauerzustand werden könnte, wenn nicht bald eine politische Lösung des Konflikts herbeigeführt wird. Eine Rückkehr der Menschen in ihre Dörfer darf angesichts der anhaltenden Gewalt und Rechtlosigkeit aber nur freiwillig erfolgen. Anfang November hatten sudanesische Polizisten und Soldaten versucht, einige Flüchtlingslager gewaltsam aufzulösen und die Menschen zur Rückkehr zu zwingen. Dies hatte weltweite Proteste ausgelöst.

Gefängnis ohne Mauern
Die verängstigten Lagerbewohner leben wie in einem Gefängnis ohne Mauern. Es gibt nur wenige Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen, die weitgehend untätig ausharren. In der Nähe der Lager kommt es immer wieder zu Unfällen durch Minen und Blindgänger. Anfang November wurden in Nord-Darfur 16 Kinder verletzt, als in einer Schule eine Granate explodierte, die die Kinder gefunden hatten. Auch die Übergriffe gehen weiter. Seit dem Beginn des Flüchtlingsdramas im vergangenen Jahr wurden Tausende Mädchen und Frauen vergewaltigt. Aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit lassen sich manche Kinder und Jugendlichen von lokalen Milizen als Soldaten anwerben.

Krankheiten bedrohen besonders die Kinder
Trotz internationaler Hilfe fehlt es weiter an ausreichend sauberem Wasser, Nahrung und medizinischer Versorgung sowie sicheren Unterkünften, die gegen Sandstürme, Regen und Hitze schützen. In manchen Lagern stehen weniger als sechs Liter Wasser pro Person am Tag zur Verfügung. Insbesondere Kleinkinder sind jetzt durch Malaria bedroht, da die Überträger der Krankheit, die Anopheles-Mücken, nach der Regenperiode millionenfach ausgebrütet sind. Viele Kinder leiden auch aufgrund der extremen Witterungsbedingungen an Atemwegserkrankungen. Durch die unzureichende Hygiene verbreiten sich Durchfall und gefährliche Krankheiten wie Hepatitis E.

UNICEF-Hilfe in Darfur
UNICEF unterstützt zusammen mit Nichtregierungsorganisationen und lokalen Behörden rund 800.000 Flüchtlinge mit Trinkwasser. Seit Mai wurden 150 Gesundheitsstationen und mobile Gesundheitsteams mit Medikamenten und technischem Gerät ausgestattet sowie über zwei Millionen Kinder gegen Masern und eine Million gegen Kinderlähmung geimpft. Für schwer mangelernährte Kinder in 38 therapeutischen Ernährungszentren wurde Spezialnahrung bereitgestellt. Weitere 50 Verteilstationen wurden mit Zusatznahrung beliefert. UNICEF hat in den Lagern 900 Notschulen in Zelten und Hütten für fast 100.000 Kinder eingerichtet und verteilt Bücher, Hefte und anderes Schulmaterial an Kinder und Lehrer.

UNICEF bittet dringend um Spenden für die Kinder im West-Sudan:PSK 15 16 500: Kinder Sudan