UNICEF-Mitarbeiter im Einsatz für die Kinder aus Timor

Mitte September, als Gewalt und Anarchie auf den Straßen der Hauptstadt von Osttimor herrschten, fuhr UNICEF-Mitarbeiter Greg Fernandez von Westtimor zurück nach Osttimor, um dringend benötigte Hilfsgüter aus dem UNICEF-Lager für die Flüchtlinge zu holen. Als er am 12. September Dili erreichte, sah er, daß das UNICEF-Büro und das Lager geplündert und ausgebrannt waren, und daß der Großteil der Hilfsgüter zerstört worden war. Und doch schaffte er es, als einer der Ersten die Flüchtlinge mit 1,5 Tonnen Babynahrung und 500 Kilo Medikamenten zu versorgen.

Der 46-jährige Greg Fernadez erzählt, daß er fassungslos war, als er das ausgebrannte UNICEF-Büro sah: "Ich konnte nicht verstehen, warum jemand so etwas einer Organisation wie UNICEF antut, die nichts anderes macht, als Kindern und ihren Familien zu helfen."

Fernandez und fünf weitere UNICEF-Mitarbeiter waren am 4. September aus Dili nach Westtimor evakuiert worden, als die Gewalt überhand genommen hatte. In Attambua begannen die UNICEF-Mitarbeiter gemeinsam die Bedürfnisse der Flüchtlinge abzuschätzen. Nach Treffen mit den Lokalbehörden und Mitgliedern der Kirche erkannte Fernandez, daß zuwenig Hilfsgüter für den großen Flüchtlingsstrom da waren.

"Ich wußte, daß 7,5 Tonnen Babynahrung im UNICEF-Lager in Dili waren, die viele Kinder satt machen würden", erzählt Fernandez. "Aber ich konnte meine Vorgesetzten in Jakarta nicht erreichen, um abzuklären, ob ich hinfahre sollte oder nicht. Also entschied ich selbst, daß ich es tun müsse."

Fernandez mietete zwei Lastwagen und heuerte zwei Fahrer und sechs Soldaten des indonesischen Militärs als Sicherheitsschutz an. "Ich hatte Angst, die Fahrer hatten Angst und sogar die Soldaten fürchteten sich", berichtet Fernandez über die 130 Kilometer lange Fahrt von Atambua nach Dili. Tausende Flüchtlinge waren in die entgegengesetzte Richtung unterwegs. Sie kamen an vielen Straßensperren vorbei, wurden aber wegen der Soldaten im LKW nicht aufgehalten. In den Straßen von Dili herrschte noch immer Gewalt, es wurde geplündert und niedergebrannt.

Nachdem er die verkohlten Reste des UNICEF-Büros gesehen hatte, entdeckte Fernandez, daß das Lagerhaus, wo 6 Tonnen Babynahrung gewesen waren, ebenfalls niedergebrannt worden war. In einem weiteren Lagerraum fand er dann aber die restlichen 1,5 Tonnen und in einem dritten die Medikamente. Er lud alles auf die LKWs und kehrte mit den Soldaten nach Atambua zurück, wo die Hilfsgüter an die Flüchtlinge verteilt wurden.

Fernandez kehrte am 20. September nach Dili zurück. Zwei Tage später konnte er gemeinsam mit seinem Kollegen Buddy Tillet das neue UNICEF-Büro eröffnen.