UNICEF-Report "Zur Situation der Kinder in der Welt": Schlüssel zum Fortschritt liegt bei den Jüngsten

Anläßlich der Präsentation des UNICEF-Berichts "Zur Situation der Kinder in der Welt 2001" verkündete heute UNICEF-Direktorin Carol Bellamy in New York, daß die Welt in hohem Maße menschliches Potential verschwendet, wenn hunderte Millionen der jüngsten Bürger dieser Welt in ihren ersten Lebensjahren mit Armut und Vernachlässigung konfrontiert sind.<br />

New York, Wien - 12. Dezember 2000 - "Kinderarmut ist tückisch und unmoralisch. Sie führt zu einem gewaltigen Verlust an menschlicher Kapazität", betonte Bellamy. "Es ist sowohl eine moralische Pflicht als auch gut für die Wirtschaft, wenn die Intelligenz eines Kindes so früh wie möglich durch Investitionen in die Bereiche Gesundheit, Ernährung, Bildung, Betreuung und Schutz gefördert wird", so Bellamy.

In seinem jährlichen Bericht über das Wohlergehen von Kindern - Zur Lage der Kinder in der Welt 2001 - stellt UNICEF fest, daß zu viele Nationen es versäumen, ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren die beste Betreuung zu bieten.

Der Großteil der Gehirnentwicklung findet vor dem 3. Geburtstag eines Kindes statt. In nur 36 Monaten entwickeln Kinder die Fähigkeiten zu reden, zu denken, zu lernen und vieles mehr. In dieser Zeit wird der Grundstein für ihre Werte und ihr Sozialverhalten im Erwachsenenleben gelegt. Daher ist es enorm wichtig, sicherzustellen, daß die Rechte des Kindes beim Start ins Leben beginnen. Entscheidungen und Maßnahmen während dieser kritischen Periode beeinflussen nicht nur die Entwicklung eines Kindes sondern auch den Fortschritt eines Landes.

"Die größte Tragödie ist, daß viele Entscheidungsträger einfach gar nicht wissen, wie bedeutsam die ersten drei Lebensjahre sind", sagte Bellamy. Sie erörterte, daß die Investition in diese ersten drei Jahre der einzige Weg ist, jedem Kind die Möglichkeit zu geben, sein volles Potential zu entwickeln. Investitionen in die frühe Kindheit sind auch notwendig, um Erfolge hinsichtlich Bildung, wirtschaftlicher Entwicklung, Verringerung von Kriminalität und Schuldensenkung zu erzielen.

Die UNICEF-Direktorin hielt fest, daß jedes Jahr etwa 11 Millionen Kinder an leicht vermeidbaren Krankheiten sterben, daß 170 Millionen Kinder mangelernährt sind, daß über 100 Millionen Kinder nie eine Schule von innen sehen und daß eines von zehn Kindern Behinderungen hat. Zu diesen meßbaren Versäumnissen der Welt kommt noch der unermeßliche Verlust an menschlicher Kapazität durch mangelnde Betreuung von Kindern in den ersten drei Lebensjahren.

80 Milliarden US-Dollar pro Jahr müßten investiert werden, damit jedes neugeborene Kind auf der Welt einen guten Start ins Leben hat. Der Bericht "Zur Lage der Kinder in der Welt 2001" fordert Individuen, Regierungen und internationale Organisationen dazu auf, in solche Programme zu investieren.

Der UNICEF-Report beinhaltet 4 Kernaussagen:

1. Betreuung in der frühen Kindheit ist eine Frage der Menschenrechte
Alle Kinder haben das Recht auf eine Geburtsurkunde, ausgewogene Ernährung, sauberes Trinkwasser, angemessene sanitäre Anlagen, Grundschulbildung, kognitive Stimulation und auf die Möglichkeit, ihr volles Potential zu entfalten. Alle Nationen müssen bestrebt sein, allen Kindern die beste Betreuung zu bieten.

2. Die Bedeutung von Betreuung in der frühen Kindheit ist durch Wissenschaft und Praxis erwiesen
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen die Möglichkeiten für Entwicklung der Sprache, der Motorik, der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens in den ersten drei Lebensjahren. Umfassende frühe Betreuung legt den Grundstein für jene soziale und intellektuelle Kompetenz, die es Kinder ermöglicht, ihr volles Potential zu erreichen.

3. Betreuung in der frühen Kindheit ist eine zuverlässige Investition
Jeder Dollar, der für Betreuung in der frühen Kindheit ausgegeben wird, erzielt durch spätere Kostenersparnis einen Gewinn von 7 Dollar. Diese Zahl stammt von Untersuchungen, die aufgezeigt haben, daß gut betreute Kleinkinder weniger oft krank sind, weniger oft eine Klasse wiederholen müssen, weniger oft die Schule frühzeitig abbrechen und später im Leben weniger oft Rehabilitations- und Heilungsmaßnahmen benötigen.

4. Drei große Hindernisse zeichnen sich ab: Armut, Krieg und HIV/AIDS
In den ärmsten Ländern der Welt werden die knappen Mittel für Schuldenrückzahlungen verwendet. Durch Investitionen in zerstörerische Kriegsmaschinerien rauben viele Länder ihren Bürgern Nahrung, Trinkwasser, Gesundheitsversorgung und Schulbildung. In einigen Ländern, vor allem im südlichen Afrika, strapaziert HIV/AIDS die Budgets für Bildung und Gesundheit bereits bis zum Äußersten.

Der UNICEF-Bericht fordert die Welt dazu auf, in die Kinder zu investieren. Denn dadurch investiert einen Nation in die eigene Entwicklung. "Die Verringerung der Armut beginnt bei den Kindern", so Bellamy.

Carol Bellamy unterstrich, daß erfolgreiche Betreuung im Kleinkindalter untrennbar mit dem Schutz von Frauen und ihren Rechten verbunden ist. "Gesunde, selbstbewußte Frauen mit Schulbildung sind lebenswichtig für das Wohlergehen ihrer Kinder", so Bellamy. "Ebenso wichtig ist es, Männern diese Dinge bewußt zu machen, damit jene Einstellungen verschwinden, die Ungleichheiten schaffen und Frauen und Kinder zu Bürgern zweiter Klasse machen."

"Die Lage der jüngsten Kinder dieser Welt - Bürger mit denselben Rechten wie alle anderen auch - ist nicht annähernd so gut, wie sie sein sollte", endete Bellamy. Das wird sich nur ändern, wenn wir unsere gegenwärtigen Prioritäten ändern.