UNICEF ruft zu massiver Not- und Wiederaufbauhilfe im Sudan auf

Im West-Sudan kämpfen über eine Million Flüchtlinge in der Wüste ums Überleben.

Wien, Köln - 28. Juni 2004: Viele Kinder haben den extrem harten Lebensbedingungen nichts mehr entgegenzusetzen, jedes vierte ist bereits mangelernährt. Im Süd-Sudan zeichnet sich zwar ein Friedensschluss ab. Doch nach mehr als 20 Jahren Krieg gehören die Lebensbedingungen der Kinder zu den schlechtesten weltweit. Allein im vergangenen Jahr starben dort nach Untersuchungen von UNICEF 95.000 Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren oder behandelbaren Krankheiten.

Darfur: Flüchtlingsdrama in der Wüste

"Vertreibung und Gewalt im Sudan müssen sofort gestoppt werden. Die Kinder können nicht länger warten", sagte Bernt Aasen, UNICEF-Leiter der "Operation Lifeline Sudan". "Die Tragödie des jahrzehntelangen Bürgerkrieges im Süden des Landes darf sich im Westen nicht wiederholen.

In der Region Darfur verschärft sich die Lage der rund eine Million Flüchtlinge weiter. Während die brutalen Übergriffe durch Milizen weitergehen, haben die ersten Regenfälle eingesetzt. Mit jedem Regentag verschlechtern sich die ohnehin katastrophalen hygienischen Verhältnisse in den improvisierten Lagern. Trotz verstärkter internationaler Hilfe fehlt es weiter an Nahrung, Medikamenten, Schutzmaterialien und sauberem Wasser. UNICEF organisiert von den drei Standorten Nyala, El Fasher und El Geneina die Hilfe für die Flüchtlinge:

  • Für 300.000 Menschen in den Flüchtlingslagern hat UNICEF Zugang zu sauberem Trinkwasser geschaffen. Laufend werden neue Brunnen gebohrt. Zusätzlich versorgen Tanklaster die Flüchtlinge. Bis August wird die Zahl der Tanklastwagen auf 45 aufgestockt, um täglich zusätzlich 225.000 Flüchtlinge zu erreichen. Darüber hinaus setzt UNICEF beschädigte Pumpen in Stand und baut Tausende einfache Latrinen.
  • Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen verteilt UNICEF seit Anfang Mai Plastikplanen, Decken, Moskitonetze, Wasserkanister und Tabletten zur Wasseraufbereitung.
  • UNICEF unterstützt 18 therapeutische Ernährungszentren, in denen bisher 2.000 schwer mangelernährte Kinder medizinisch versorgt werden. Bis August soll ihre Zahl auf 28 erhöht werden. UNICEF baut zusätzlich 23 Verteilstationen auf, um Kinder mit Zusatznahrung wie hoch proteinhaltigen Keksen zu versorgen.
  • Anfang Juni hat UNICEF eine Impfkampagne gegen Masern für mehr als 2,2 Millionen Kinder gestartet. Zusätzlich erhalten die Kinder Vitamin A, um die Widerstandskraft zu stärken.
  • UNICEF hat einfache Notschulen aus Stroh für 30.000 Flüchtlingskinder eingerichtet und Hefte, Stifte und andere Lernmaterialien verteilt. Bis Ende August sollen 100.000 Flüchtlingskinder unterrichtet werden.



Süd-Sudan: Die Kinder können nicht länger warten

Im Süd-Sudan fehlen nach 21 Jahren Krieg alle Grundlagen für das Überleben und die Entwicklung der Kinder. Es gibt kaum Ärzte: auf einen Mediziner kommen durchschnittlich 70.000 Menschen. 20 Prozent der Kinder sind akut mangelernährt und daher besonders von Malaria, Durchfall und Lungenentzündung bedroht. Für ein Kind ist die Wahrscheinlichkeit größer, vor seinem fünften Geburtstag zu sterben, als jemals eine Schule zu besuchen. Nur jedes fünfte Kind wird überhaupt eingeschult. Lediglich zwei Prozent von ihnen schaffen es bis zur achten Klasse. Dies sind jedes Jahr nur 500 Mädchen und 2.000 Buben.

UNICEF rechnet damit, dass nach einem Friedensschluss in den kommenden Monaten bis zu vier Millionen Flüchtlinge in ihre Dörfer zurückkehren wollen, wo sie kaum Lebensgrundlagen vorfinden werden. UNICEF ruft die internationale Gemeinschaft auf, mit dem Friedensprozess den raschen Wiederaufbau von Schulen, Gesundheitseinrichtungen und die Wiedereingliederung von Kindersoldaten zu unterstützen. UNICEF leistet zusammen mit Nichtregierungsorganisationen in der unzugänglichen Region seit Jahren umfangreiche Nothilfe:

  • So stellte UNICEF im vergangenen Jahr Hefte, Stifte, Schultafeln und andere Arbeitsmaterialien für 330.000 Kinder bereit. Weiter wurden allein 170 Mädchenschulen unterstützt. 43 davon wurden neu gegründet.
  • UNICEF versorgt 300 Gesundheitsstationen mit Basismedikamenten und organisiert Impfkampagnen in entlegenen Gebieten wie zum Beispiel den Nuba-Bergen.
  • Über 3.000 schwer mangelernährte Kinder wurden in therapeutischen Ernährungszentren medizinisch betreut. Weitere 20.000 Kinder erhielten regelmäßig Zusatznahrung.
  • Durch den Bau, die Reparatur und Wartung von Brunnen und Wasserpumpen hatten 1,1 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser.
  • Rund 2.000 ehemalige Kindersoldaten aus der Rebellenarmee SPLA sowie 180 aus anderen Milizen wurden 2003 mit Hilfe von UNICEF demobilisiert. Weitere 4.000 minderjährige Kämpfer müssen dringend in das zivile Leben zurückgeführt werden.

    UNICEF bittet dringend um Spenden für die Kinder aus dem West-Sudan:

    PSK 15 16 500: Kinder Sudan