UNICEF startet Programm zur Friedenserziehung für 200.000 Kinder in Beslan

Ein Jahr nach dem Terroranschlag

UNICEF ruft am ersten September zur Erinnerung an die Opfer des Terrorangriffs auf die Schule Nr. 1 in Beslan in Nordossetien vor genau einem Jahr auf. Anlässlich des Jahrestages appelliert UNICEF an Lehrer und Schüler auf der ganzen Welt, im beginnenden neuen Schuljahr Frieden und Toleranz in den Mittelpunkt zu rücken. „Hass und Fanatismus dürfen niemals Platz in Schulen finden. Schulen müssen Orte der Verständigung sein - über alle ethnischen oder religiösen Grenzen hinweg. UNICEF hat im Nordkaukasus ein Programm zur Friedenserziehung für 200.000 Kinder und tausend Lehrer gestartet.

Überlebende Kinder aus der Schule Nr. 1 und Heranwachsende aus Beslan haben zur Erinnerung an die Ereignisse vor einem Jahr zusammen mit UNICEF eine Fotoausstellung über das Leben der Kinder in Beslan und ihre anhaltende Trauer erarbeitet. Dabei zeigte sich, dass nicht nur die unmittelbar betroffenen Kinder und ihre Familien weiter Unterstützung brauchen, sondern die gesamte Bevölkerung den Schock bisher kaum überwunden hat. Die Behörden in Beslan haben die Sicherheitsvorkehrungen anlässlich des Jahrestages erhöht, denn der Anschlag hat die Spannungen zwischen den ethnischen und religiösen Gruppen im Kaukasus verstärkt.

Zwar gehen heute fast alle Kinder wieder in die Schule, aber die Rückkehr zur Normalität ist vielfach nur äußerlich. „Jedes Mal, wenn wir einen lauten Knall hören, fürchten wir uns“, sagt die 16jährige Luda Tkhostova, die zusammen mit zwölf anderen Jugendlichen an dem UNICEF-Fotoworkshop teilgenommen hat. „Angst ist zu unserer zweiten Natur geworden.“ Manche Kinder sind immer noch so verstört, dass sie die schrecklichen Ereignisse leugnen, um sich selbst zu schützen. Andere leiden unter Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder Erbrechen - und viele haben Angst, wenn sie sich auf den Weg zur Schule machen.

UNICEF leistete unmittelbar nach der Geiselnahme medizinische Hilfe. Damit die überlebenden Kinder in benachbarten Schulen aufgenommen werden konnten, wurden Lern- und Arbeitsmaterialien zur Verfügung gestellt. Rund 4.000 Kinder haben psychosoziale Hilfe erhalten. Spenden aus Deutschland ermöglichten die Ausbildung von 350 Lehrern, Sozial-arbeitern sowie Mitarbeitern von Kindergärten, die mit den Kindern die Ereignisse aufarbeiten. 700 Kinder wurden von Spezialisten auf posttraumatische Stresssymptome hin untersucht. Auch 500 Angehörige nahmen an Gruppen- oder Einzeltherapien teil und 350 Kinder besuchten Spielangebote.

Bei dem Überfall auf die Schule Nr. 1 in Beslan nahmen Terroristen am 1. September 2004 1.200 Menschen als Geiseln. Bei der Erstürmung der Schule starben am 3. September insgesamt 331 Menschen, darunter 172 Kinder.