UNICEF warnt vor einer noch nie dagewesenen Zahl von toten Kindern in Somalia

Dollow/Genf/Wien – Dies ist eine Zusammenfassung der Aussagen von UNICEF-Sprecher James Elder, dem der zitierte Text zugeschrieben werden kann, bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf.

Eine Mutter und ihr Kind bei einer Untersuchung.
© UNICEF/UN0591074/Taxta

„Heute wird in Somalia jede Minute eines jeden Tages ein Kind zur Behandlung schwerer akuter Unterernährung in eine Gesundheitseinrichtung eingeliefert. Die jüngsten Einweisungszahlen vom August zeigen, dass 44.000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung eingeliefert wurden. Das ist ein Kind pro Minute.

Ein Kind, dessen Mutter tagelang gelaufen ist, um Hilfe für ihr Kind zu bekommen. Ein Kind, dessen Körper ums Überleben kämpft. Ein Kind, dessen Leben auf dem Spiel steht.

Schwer mangelernährte Kinder haben ein bis zu 11-mal höheres Risiko, an Durchfall und Masern zu sterben als gut ernährte Kinder. Mit solchen Raten steht Somalia am Rande einer Tragödie, wie es sie seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat.

Und natürlich sind die Kinder hinter dieser erschütternden, entsetzlichen Statistik diejenigen, die es tatsächlich in ein Behandlungszentrum schaffen. In einem Land, in dem der Zugang zu den Schwächsten durch Terrorismus und Drohungen gegen Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ständig erschwert wird, befürchten wir, dass viele Tausend weitere Kinder nicht die Unterstützung erhalten, die sie brauchen.

Als Reaktion darauf:

  • UNICEF setzt mobile Teams ein, um mangelernährte Kinder aufzuspüren und zu behandeln und versucht so, Kinder an schwer zugänglichen Orten zu erreichen.
  • Wir haben in diesem Jahr mehr als 300.000 Kinder wegen schwerer akuter Mangelernährung behandelt.
  • Mit den UNICEF-Notfalltransporten für Wasser haben wir allein in den letzten drei Monaten 500.000 Menschen erreicht.

Aber die Finanzierung bleibt ein Problem. Zwar sind in den letzten Monaten dank USAID, der britischen Regierung und der Europäischen Kommission beträchtliche Mittel geflossen, doch die langfristige Finanzierung ist Teil des entscheidenden Wandels, der notwendig ist, um zu verhindern, dass eine Hungersnot immer wieder auftritt. So ist beispielsweise der dreijährige Aufruf von UNICEF zur Unterstützung von Familien und ihren Gemeinschaften beim Aufbau von Widerstandsfähigkeit in der Region am Horn von Afrika derzeit nur zu 3 % finanziert.

Wenn von der heutigen Krise in Somalia die Rede ist, werden häufig erschreckende Vergleiche mit der Hungersnot von 2011 gezogen, bei der 260.000 Menschen starben. Doch alles, was ich vor Ort höre – von Ernährungswissenschaftlern bis hin zu Viehzüchtern – besagt, dass die Situation heute noch schlimmer ist.

Im Jahr 2011, nach drei ausbleibenden Regenfällen, war die betroffene Bevölkerung nur halb so groß wie jetzt, und die allgemeinen Bedingungen – Regen und Ernte – waren auf dem Weg der Besserung. Heute sind vier Regenzeiten ausgeblieben, die Vorhersage für den fünften Regen sieht ziemlich düster aus – und die betroffene Bevölkerung ist doppelt so groß wie 2011. Die Lage ist schlimm und alles deutet darauf hin, dass sie noch schlimmer werden wird.

Ohne größere Maßnahmen und Investitionen droht uns der Tod von Kindern in einem Ausmaß, wie wir es seit einem halben Jahrhundert nicht mehr erlebt haben."

Bitte unterstützen Sie UNICEF im Kampf gegen Hungersnöte weltweit.