UNICEF zum Welternährungstag am 16. Oktober

Südliches Afrika: Jetzt helfen! UNICEF: Kinderhaushalte kämpfen ums Überleben

Über vier Millionen Waisenkinder im südlichen Afrika sind schutzlos Hunger und Ausbeutung ausgeliefert. Dürre, AIDS, extreme Armut und politische Misswirtschaft haben weite Teile der Bevölkerung in tiefe Not gestürzt. Der Höhepunkt der Krise wird in den nächsten Wochen erwartet, denn jetzt beginnt die jahreszeitbedingte "Hungerperiode" in der Region. In den Ländern Lesotho, Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe und Swasiland stieg bereits seit Mai die Zahl der Menschen, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, um 1,6 Millionen auf rund 14,4 Millionen. Die Hälfte der Notleidenden sind Kinder und Jugendliche. Anlässlich des Welternährungstages am 16.10. warnt UNICEF vor einer humanitären Katastrophe und ruft zu Spenden auf.

"Dies ist keine "normale" Hungersnot," sagte der Koordinator für die UNICEF-Nothilfe im südlichen Afrika, Sharad Sapra. "Die Nahrungsknappheit trifft eine Bevölkerung, die durch AIDS massiv geschwächt ist. Millionen Kinder sind bereits ganz auf sich allein gestellt." In Swasiland, so Sapra, werden mittlerweile zehn Prozent der Haushalte von Kindern geführt. Sie kämpfen ums nackte Überleben.

"AIDS tötet langsam. Deshalb wurde die schleichende Katastrophe im südlichen Afrika jahrelang verdrängt. Erst wenn Kinder sterben, nimmt die Welt wahr, was diese Krankheit anrichtet", sagte UNICEF-Botschafterin Sabine Christiansen. "Wir dürfen nicht warten, bis das Massensterben einsetzt. Die Kinder brauchen unsere Hilfe jetzt!"

Nach Beobachtungen von UNICEF hat sich die Lage der Kinder in der Region in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert:

* Hunger: Schätzungsweise 40 bis 60 Prozent der Kinder in den Krisenländern sind chronisch mangelernährt. Sie haben selbst harmlosen Krankheiten wie Masern nichts entgegenzusetzen. UNICEF fand in Sambia zum Beispiel allein in zwei besonders von der Dürre betroffenen Provinzen 14.000 Kinder in bedrohlichem Zustand. 3.800 von ihnen waren nur noch Haut und Knochen. Viele hatten für die schwere Mangelernährung typische Bauch- und Gelenkschwellungen. In Malawi sind über 70.000 Kinder durch Nahrungsmangel akut gefährdet.

* Kinderhaushalte: Die Zahl der Kinder, die einen oder beide Elternteile verloren haben, stieg in den betroffenen Ländern von 2,9 (1995) auf heute über 4,3 Millionen (2001). Viele Großeltern müssen bis zu zehn Enkel versorgen, weil deren Eltern an AIDS gestorben sind. Immer häufiger bleiben die überlebenden Kinder vollkommen sich selbst überlassen. In allen Krisenländern gibt es immer mehr Kinderhaushalte.

* Krankheiten: Viele Eltern sind durch chronischen Nahrungsmangel und AIDS so geschwächt, dass sie nicht mehr die Kraft haben, ihre Felder zu bestellen und für ihre Familie zu sorgen. Der anhaltende Nahrungsmangel beschleunigt den Ausbruch von AIDS und damit verbundenen Sekundärerkrankungen. In Malawi stieg zum Beispiel die Zahl der registrierten Tuberkulose-Fälle in diesem Jahr bei Frauen um 24 und bei Männern um 28 Prozent. In den Krisenländern sind zwischen 15 und 33 Prozent der Erwachsenen zwischen 15 und 49 Jahren HIV-positiv.

* Kinderarbeit: Immer mehr Kinder gehen nicht mehr zur Schule, weil sie helfen müssen, Nahrung zu beschaffen oder weil sie ihre an AIDS erkrankten Eltern pflegen und ihre Geschwister versorgen. In Malawi muss bereits jedes fünfte Kind zwischen 5 und 14 Jahren jeden Tag mehr als vier Stunden arbeiten. Mädchen werden gezwungen, sich für Geld oder Nahrungsmittel zu prostituieren.

Helfen, bevor es zu spät ist

UNICEF hat zusätzlich zur den laufenden Projekten eine umfassende Nothilfeaktion im südlichen Afrika gestartet. UNICEF unterstützt die Verteilung von Zusatznahrung in Schulen und die Versorgung akut gefährdeter Kinder in Ernährungszentren. Hinzu kommen medizinische Hilfen, Impfkampagnen und der Bau von Brunnen. Die Programme richten sich besonders an Waisenkinder und Kinderhaushalte.

Lesotho: UNICEF unterstützt die Verteilung von lebensrettender Zusatznahrung an 85.000 Kinder. Hierzu wurden bisher 365 Tonnen angereicherte Spezialmilch ins Land gebracht.

Malawi: Gemeinsam mit UN- und Nichtregierungsorganisationen unterstützt UNICEF die Versorgung und Behandlung von 6.000 schwer mangelernährten Kindern in 90 Ernährungszentren. 40.000 Kinder und Mütter erhalten regelmäßig Zusatznahrung. Im August wurden 1,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren gegen Masern geimpft. Gleichzeitig erhielten sie Vitamin-A-Tabletten.

Sambia: UNICEF unterstützt die Verteilung von Zusatznahrung, Vitamin-A-Tabletten und Mineralstoffen an 50.000 Kinder und ihre Eltern. Ein Schulspeisungsprogramm für 160.000 Kinder wurde gestartet. In den Dürregebieten hat UNICEF mit dem Bau von 90 Brunnenanlagen begonnen.

Simbabwe: UNICEF hat bisher 600 Tonnen therapeutische Spezialnahrung für schwer mangelernährte Kinder ins Land gebracht. Im Juli wurde eine landesweite Impfkampagne gegen Masern gestartet. Dabei wurden auch Vitamin-A-Tabletten verteilt.

Swasiland: UNICEF unterstützt ein Schulspeisungsprogramm für 36.000 Kinder in den Dürregebieten. Die Schulen erhalten auch Hilfe, um selbst Nahrungsmittel anzubauen.

UNICEF bittet dringend um Spenden für die Kinder:
PSK 15 16 500 "Hunger in Afrika"