Verschärfung der Feindseligkeiten in Rafah und im nördlichen Gazastreifen

Amman/Wien - Erklärung der UNICEF-Regionaldirektorin für den Nahen Osten und Nordafrika, Adele Khodr.

Drei Kinder sitzen im offenen Kofferraum eines Autos. Sie sind auf der Flucht.
© UNICEF/UNI571253/El Baba

„Die Eskalation der Kampfhandlungen in Rafah und im gesamten Gazastreifen hat das Leiden von Hunderttausenden von Kindern, die seit 218 Tagen einen unerbittlichen Alptraum durchleben, noch verschlimmert. Wir können nicht akzeptieren, dass ihr Leid als Kollateralschaden in einem Konflikt, den sie sich nicht ausgesucht haben, live übertragen wird.

Letzte Woche begann eine seit langem befürchtete Militäroperation in Rafah, durch die über 448.000 Menschen in unsichere Gebiete wie Al-Mawasi und Deir al Balah vertrieben wurden. In der Zwischenzeit haben sich die schweren Bombardierungen und Bodenoperationen auf den nördlichen Gazastreifen ausgeweitet und in Gebieten wie dem Flüchtlingslager Jabaliya und Beit Lahia eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Mindestens 64.000 Menschen waren gezwungen, aus ihren zerstörten Häusern zu fliehen.

Die Zivilbevölkerung, die bereits erschöpft, mangelernährt und mit zahlreichen traumatischen Erlebnissen konfrontiert ist, sieht sich nun mit noch mehr Toten, Verletzten und Vertriebenen in den Trümmern ihrer Gemeinden konfrontiert. Gerade die humanitären Maßnahmen, die zur einzigen Lebensader für die gesamte Bevölkerung des Streifens wurden, sind bedroht.

Seit Beginn der jüngsten Eskalation ist es für UNICEF immer schwieriger geworden, Hilfsgüter in den Gazastreifen zu transportieren. Die Treibstoffknappheit bleibt ein großes Problem.

Wichtige Krankenhäuser im Norden innerhalb der Evakuierungszonen, darunter Kamal Adwan, Al Awda und das Indonesia Hospital, befinden sich im Kreuzfeuer, was die Lieferung wichtiger medizinischer Güter erheblich behindert und zahlreiche Menschenleben gefährdet. Die von einer Hungersnot Bedrohten sind nun von jeglicher Hilfe abgeschnitten.

Ich bin auch sehr besorgt über die Wasserinfrastruktur und den Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen im gesamten Gazastreifen. Im Norden wurden lebenswichtige Brunnen stark beschädigt, während in Rafah mindestens acht Anlagen ausgefallen sind, was rund 300.000 Menschen betrifft, darunter viele Kinder, die wahrscheinlich auf verunreinigtes Wasser zurückgreifen und schwer erkranken werden. Wenn das Wasser ausfällt, leiden die Kinder am meisten.

Die Grenzübergänge müssen rasch geöffnet werden, und humanitäre Organisationen müssen die Möglichkeit haben, sich sicher zu bewegen und lebensrettende Hilfe zu leisten, auf die alle Kinder in Gaza angewiesen sind. Geschieht dies nicht, wird dies zu einer Tragödie führen, die noch größer ist als das, was wir bereits erlebt haben - ein Ergebnis, das wir dringend vermeiden müssen.

Nach mehr als sieben Monaten Konflikt, Zehntausenden von Toten und unzähligen Appellen zur Waffenruhe hält die Gewalt an. Es ist wichtig, dass die Waffen schweigen und die Rechte der Kinder respektiert werden. Die Kinder im Gazastreifen, die unvorstellbare Schrecken erleiden mussten, verdienen einen sofortigen Waffenstillstand und eine Chance auf eine friedliche Zukunft."

UNICEF bittet weiterhin um Unterstützung der Nothilfe Nahostkonflikt.

Für Redaktionen

Foto- und Videomaterial aus  dem Gazastreifen.