Weltfrauentag am 8. März: Neue UNICEF-Studie untersucht weltweite Praxis der "Kinderehen"

Weltweit werden Millionen Mädchen bereits vor oder kurz nach ihrer Pubertät verheiratet, oft ohne ihr Einverständnis. Armut und die Diskriminierung von Mädchen führen dazu, daß vor allem in Asien und in Teilen Afrikas schon Zehnjährige verheiratet werden. UNICEF ruft daher zu einer weltweiten Kampagne auf, um solche "Kinderehen" zu vermeiden.

Dieser Aufruf am Weltfrauentag ist Bestandteil der neuen UNICEF-Studie "Early Marriage: Child Spouses". Der Report setzt sich mit der Frage auseinander, warum Kinderehen weiterhin praktiziert werden und in extrem armen Regionen sogar immer häufiger werden.

"Kinder, vor allem Mädchen, zur Ehe zu zwingen kann sehr schädlich für Körper und Seele sein, sagt UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. "Kinderehen verletzen elementare Menschenrechte."

So müssen Mädchen mit der Heirat in der Regel die Schule verlassen. Kontakte zu Freunden oder zur eigenen Familie werden eingeschränkt. Ihre Männer verlangen meist strikte Unterordnung und sexuelle Gefügigkeit. Teenagerschwangerschaften gefährden Gesundheit und Leben von Mutter und Kind. Und die Heranwachsenden haben kaum eine Chance, sich gegen Gewalt und Mißbrauch in ihren neuen Familien zu wehren.

Kinderehen werden weltweit geschlossen, vor allem aber in Teilen von Afrika und in Südasien. So sind zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo 74 Prozent aller Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren bereits verheiratet, 70 Prozent in Niger, 54 Prozent in Afghanistan und 51 Prozent in Bangladesch.

Armut ist einer der Hauptgründe für Kinderehen, weiters das Bedürfnis, Mädchen vor unehelichen Schwangerschaften zu schützen. Eine Untersuchung in Niger ergab, daß aus diesem Grund 44 Prozent der befragten Frauen vor ihrem 15. Geburtstag verheiratet worden waren.

Mißbrauch ist in Kinderehen weit verbreitet. Ein Untersuchung in Ägypten ergab, daß 29 Prozent der verheirateten Teenager von ihren Männern geschlagen werden, 41 Prozent davon auch während der Schwangerschaft. Einige Mädchen fliehen verzweifelt vor dieser häuslichen Gewalt. Diese Kinder und jene, die einen Partner entgegen den Wünschen der Eltern heiraten, riskieren es, von ihren Familien bestraft oder sogar getötet zu werden. Solche sogenannten "Honour Killings" finden in Bangladesch, Pakistan, Jordanien, Ägypten, Libanon und in der Türkei statt, so der Report.

Um Kinderehen zu vermeiden, müssen Individuen und Organisationen aktiv werden. Eltern und Teenager müssen über die negativen Auswirkungen von Kinderehen informiert werden, um dann ihre Entscheidung zu treffen.

Für Mädchen, die bereits verheiratet sind, soll Beratung und Hilfe zur Verfügung stehen, Jedes Jahr werden 15 Millionen Babys von Müttern zur Welt gebracht, die selbst erst zwischen 15 und 19 Jahren alt sind, viele davon ohne professionelle Hilfe.

UNICEF sieht Kinderehen als Teil der Diskriminierung von Frauen und Mädchen an. Für UNICEF ist Schulbildung ist in diesem Prozeß ein Schlüsselelement. Mädchen, die zur Schule gehen, heiraten später, wie sich zum Beispiel in Sri Lanka oder Kerala erwiesen hat. Das Mädchenbildungs-Programm von UNICEF wird in über 60 Ländern durchgeführt.

UNICEF führt weiters Kommunikations- und Bewußtseinskampagnen durch, unter anderem zwei erfolgreiche Initiativen in Afrika südlich der Sahara und in Südasien: Die beliebte Zeichentrickfigur Meena ist für viele Mädchen in Südasien zu einem Vorbild geworden, in Afrika kämpft Sara gegen die Diskriminierung von Mädchen.