Weltmädchentag: „Unsere Zeit ist jetzt – unsere Rechte, unsere Zukunft"

Blog – Im Jahr 2022 begehen wir den 10. Jahrestag des internationalen Weltmädchentags. In den letzten zehn Jahren haben Regierungen, politische Entscheidungsträger*innen und die breite Öffentlichkeit den Themen, die für Mädchen wichtig sind, mehr Aufmerksamkeit gewidmet.

Sumin hält ein Schulbuch und lächelt in die Kamera.
© UNICEF/UN0716405/Mugisha - Sumins Schule wird dank solarbetriebener Wasserpumpen mit genügend Wasser versorgt. Sie kann zur Schule gehen und hat dort die Möglichkeit, sich zu waschen und sauberes Wasser zu trinken.

Es gibt mehr Möglichkeiten für Mädchen, sich auf der globalen Bühne Gehör zu verschaffen. Dennoch sind die Investitionen in die Rechte von Mädchen nach wie vor begrenzt. Mädchen sehen sich weiterhin mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die sie daran hindern, ihr Potenzial auszuschöpfen.

Verschärft wird dies durch die gleichzeitigen Krisen des Klimawandels, COVID-19 und humanitärer Konflikte. Mädchen auf der ganzen Welt sehen sich nach wie vor mit beispiellosen Herausforderungen in Bezug auf ihre Bildung, ihr körperliches und geistiges Wohlbefinden und den für ein Leben ohne Gewalt erforderlichen Schutz konfrontiert. Mädchen mit Behinderungen sind mit zusätzlichen Hindernissen beim Zugang zu Unterstützung und Dienstleistungen konfrontiert. COVID-19 hat die bestehenden Belastungen für Mädchen auf der ganzen Welt verschlimmert und wichtige Errungenschaften des letzten Jahrzehnts zunichte gemacht.

Doch mit den Widrigkeiten kommen auch Einfallsreichtum, Kreativität, Hartnäckigkeit und Widerstandsfähigkeit. Die weltweit 600 Millionen heranwachsenden Mädchen haben immer wieder bewiesen, dass sie, wenn sie über die entsprechenden Fähigkeiten und Möglichkeiten verfügen, den Fortschritt in ihren Gemeinschaften vorantreiben und alle, einschließlich Frauen, Buben und Männer, stärken können.

Mädchen sind bereit für ein Jahrzehnt der Beschleunigung. Es ist an der Zeit, dass wir alle Verantwortung übernehmen – mit und für Mädchen – und in eine Zukunft investieren, die an ihre Handlungsfähigkeit, ihre Führungsqualitäten und ihr Potenzial glaubt.

Zehn Jahre in Zahlen

  1. FGM: In 31 Ländern mit national repräsentativen Prävalenzdaten wurden 34 Prozent der heranwachsenden Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren dieser Praxis unterzogen, im Vergleich zu 41 Prozent im Jahr 2011.
  2. Bildung: Die Gesamtzahl der Mädchen, die nicht zur Schule gehen, ist heute niedriger als 2012, aber drei Millionen mehr Mädchen im Grundschulalter gehen heute nicht zur Schule als vor zehn Jahren.
  3. HIV: Heute sind 60.000 jugendliche Mädchen weniger mit HIV infiziert als 2012. Allerdings sind heute in Afrika südlich der Sahara fast sechsmal so viele heranwachsende Mädchen neu mit HIV infiziert wie Buben.
  4. Alphabetisierung: Seit 2012 hat sich die geschlechtsspezifische Diskrepanz bei der Alphabetisierung weltweit verringert, aber jedes vierte heranwachsende Mädchen und jede vierte junge Frau in West- und Zentralafrika ist heute Analphabetin.
  5. Kinderehen: In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der jungen Frauen, die als Kinder verheiratet wurden, weltweit von 23 Prozent auf 19 Prozent gesunken. Nahezu eine von fünf ist immer noch zu hoch.

Problemfelder & Fakten: Wo Mädchen noch besonders gefördert werden müssen.

Mädchen sind jede Investition wert – wenn es Mädchen gut geht, geht es uns allen gut. Auf der Welt leben mehr als 600 Millionen heranwachsende Mädchen im Alter von zehn bis 19 Jahren, so viele wie noch nie zuvor. Ausgestattet mit den richtigen Ressourcen, Möglichkeiten und einem positiven Umfeld, werden diese Mädchen die größte Generation weiblicher Führungskräfte, Unternehmerinnen und Macherinnen sein, die die Welt je gesehen hat. Das bedeutet auch, dass viel auf dem Spiel steht, wenn wir der Zukunft und dem Wohlergehen aller Mädchen nicht dringend Priorität einräumen.

Es gibt noch immer viele Bereiche, in denen Mädchen stärker gefördert und unterstützt werden müssen – auch um endlich schädliche Stereotype aufzubrechen.

  • Weltweit sind 24 % der jugendlichen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren nicht in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung, verglichen mit 13 % der Buben. Dieses Problem verschärft sich weiter: Über elf Millionen Mädchen werden nach der COVID-19-Krise möglicherweise nicht mehr zur Schule gehen. Schulen und andere Lernorte bringen Kinder und Jugendliche in einem sicheren Umfeld zusammen, in dem sie psychische Unterstützung erhalten, sich zugehörig fühlen und von unterstützenden Beziehungen zu Lehrern und Gleichaltrigen profitieren können. Sie dienen als Schutzfaktor gegen schädliche Praktiken wie Kinderheirat und weibliche Genitalverstümmelung.
  • Lernen ist das Recht eines jeden Mädchens. In einigen Ländern werden Mädchen immer noch diskriminiert und vom Zugang zu Bildung ausgeschlossen. In Lagern für Geflüchtete und humanitären Einrichtungen gibt es Hinweise darauf, dass Mädchen im Allgemeinen größere Hindernisse bei der Verwirklichung ihres Rechts auf Bildung haben als Buben. Binnenvertriebene und Flüchtlingsmädchen gehen seltener zur Schule als Buben. In Konfliktsituationen und während Kriegen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Mädchen nicht zur Schule gehen, 2,5-mal höher als bei Buben.
  • Mädchen verdienen eine hochwertige Gesundheitsversorgung. Weltweit bekommt fast jede sechste junge Frau (im Alter von 20 bis 24 Jahren) ein Kind, bevor sie 18 Jahre alt ist. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara bringt mehr als eine von vier jungen Frauen (20-24 Jahre) ein Kind vor ihrer Volljährigkeit zur Welt. Im östlichen und südlichen Afrika entfallen 86 Prozent der HIV-Neuinfektionen unter Jugendlichen auf Mädchen. Geflüchtete Frauen und Mädchen sehen sich häufig mit hohen Hürden beim Zugang zur Gesundheitsversorgung konfrontiert und verpassen möglicherweise Informationen über die öffentliche Gesundheit, haben mit Sprachbarrieren zu kämpfen, haben Angst, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden, und leiden unter restriktiven Geschlechterrollen und -normen. Die Gesundheitsdienste müssen altersgerecht und für alle Mädchen zugänglich sein, wann und wo sie sie benötigen.
  • Menstruationsgerechtigkeit schützt die Würde, schafft Vertrauen und stärkt die sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte. Jeden Tag haben 800 Millionen Menschen ihre Menstruation, doch 2,3 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Grundeinrichtungen und sind während der Menstruation Stigmatisierung, Belästigung und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt. Heranwachsende Mädchen sind besonders gefährdet. Der fehlende Zugang zu Menstruationsgesundheit und -hygiene schränkt die Mobilität und die persönliche Entscheidungsfreiheit von Mädchen ein.
  • Mädchen mit Behinderungen sind bei der Ausübung und Inanspruchnahme ihrer Rechte einer mehrfachen und sich überschneidenden Diskriminierung ausgesetzt. Sie sind häufig sowohl innerhalb als auch außerhalb des Hauses einem größeren Risiko von Gewalt, Verletzung oder Missbrauch, Vernachlässigung oder nachlässiger Behandlung, Misshandlung oder Ausbeutung ausgesetzt und haben ein bis zu dreimal höheres Risiko, vergewaltigt zu werden, als Mädchen ohne Behinderungen und sind doppelt so häufig von anderen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen.

Gemeinsam Mädchen stärken – Gleichberechtigung auf allen Ebenen

Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern hat lebenslange Folgen. Kindheit und Jugend sind wichtige Phasen, in denen Mädchen schädliche soziale und geschlechtsspezifische Normen verinnerlichen. Jetzt ist es an der Zeit, Stereotypen aufzubrechen und dafür zu sorgen, dass alle Mädchen - und Jungen - geschützt werden. Andernfalls ist es wahrscheinlicher, dass sie als Erwachsene unter denselben schädlichen sozialen und geschlechtsspezifischen Normen leiden und diese weiterführen.

Fortschritte sind möglich, aber wir müssen die Maßnahmen beschleunigen, um die Menschenrechte aller Mädchen zu gewährleisten. Heute ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mädchen einer Genitalverstümmelung unterzogen wird, um ein Drittel geringer als vor 30 Jahren, und etwa eines von fünf Mädchen wird heute als Kind verheiratet, während vor zehn Jahren noch eines von vier Mädchen eine Kinderbraut war. Diese Fortschritte reichen jedoch nicht aus, um das Ziel der nachhaltigen Entwicklung, beide Praktiken bis 2030 zu beseitigen, zu erreichen. COVID-19 hat uns noch weiter zurückgeworfen: In den nächsten zehn Jahren werden infolge der Pandemie wahrscheinlich zwei Millionen zusätzliche Fälle von Genitalverstümmelung und 10 Millionen Kinderehen auftreten. Darüber hinaus zeigt sich, dass zunehmende Ressourcenknappheit, Armut, Unsicherheit, Vertreibung, Klimawandel und Konflikte die Ursachen für Kinderheirat und Genitalverstümmelung verstärken und Mädchen noch mehr gefährden.

UNICEF ruft alle Partner auf: Regierungen, den privaten Sektor, die Medien und die Gemeinden, sich bei ihrer Arbeit für die Gleichstellung der Geschlechter einzusetzen und dazu beizutragen, Stereotypen zu bekämpfen, die Mädchen zurückhalten. Den Medien kommt eine besondere Rolle zu, wenn es darum geht, Ungerechtigkeiten aufzuzeigen und die Stimmen, die Führungsqualitäten und die Handlungskompetenz von Mädchen zu stärken.

Weitere Informationen zu unserer Arbeit mit Mädchen und für Gleichberechtigung.