WFP & UNICEF: Dringende humanitäre Hilfe inmitten des eskalierenden Konflikts im Libanon erforderlich

Beirut/Wien - Gemeinsame Erklärung des stellvertretenden UNICEF-Exekutivdirektors Ted Chaiban und des stellvertretenden WFP-Exekutivdirektors Carl Skau.

Ein Mädchen sitzt am Boden einer Schule bzw. Notunterkunft.
© UNICEF/UNI651861/Choufany

„Während eines dreitägigen Besuchs im Libanon wurden wir Zeugen der Verwüstung und spürten die Angst und Verunsicherung der Menschen. Für sie bleibt die Zukunft ungewiss, solange ihr Land unter Beschuss steht. Der Krieg, den die Welt im Libanon vermeiden wollte, findet jetzt statt und hat bereits eine Katastrophe ausgelöst.

Wir besuchten Notunterkünfte und informelle Zeltsiedlungen, sprachen mit den betroffenen Gemeinschaften und trafen mit Regierungsvertretern und Partnern aus der Zivilgesellschaft zusammen, die rund um die Uhr daran arbeiten, auf die Bedürfnisse zu reagieren. Jeder hatte seine eigene Geschichte – eine Geschichte der Vertreibung und der vielen Kämpfe. Wir besuchten auch den Masnaa-Checkpoint, an dem Hunderttausende die Grenze nach Syrien überquert haben, was die humanitäre Hilfe weiter erschwert.

Die Familien leben unter gefährlichen Bedingungen. Und mit der Verschärfung des Konflikts nimmt auch die psychische Belastung der Bevölkerung, insbesondere der Kinder und Jugendlichen, zu. Fast jedes Kind im Libanon ist in irgendeiner Weise betroffen. Viele sind Opfer von Bombardierungen geworden, haben Angehörige, ihr Zuhause und den Zugang zu Bildung verloren und stehen vor einer ungewissen Zukunft in möglicherweise noch größerer Armut.

Rund 1,2 Millionen Menschen sind betroffen, was erhebliche Auswirkungen auf gefährdete Gemeinschaften hat. Nahezu 190.000 Flüchtlinge sind derzeit in über 1.000 Einrichtungen untergebracht, während Hunderttausende weitere Menschen bei Familie und Freunden Schutz suchen.

Als Reaktion darauf haben UNICEF und WFP Hand in Hand gearbeitet, um im gesamten Libanon lebenswichtige Hilfe zu leisten. Das WFP hat an strategischen Orten Nahrungsmittel bereitgestellt und deckt damit den Bedarf von rund 200.000 Menschen täglich mit verzehrfertigen Lebensmitteln und Bargeld. In Zusammenarbeit mit Regierungsministerien und Partnerorganisationen stellt UNICEF Kindern und ihren Familien lebenswichtige Unterstützung zur Verfügung – medizinische Grundversorgung, Wasser- und Hygienesets, Matratzen und Decken – und leistet psychosoziale Hilfe, um den psychischen Problemen der Kinder in den Notunterkünften zu begegnen.

Wir haben eine bemerkenswerte Solidarität zwischen den libanesischen Gemeinschaften erlebt, die sich in diesen schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen. Aufgrund des Ausmaßes und der Schwere der Not, gepaart mit bereits bestehenden Schwachstellen und dem Druck auf die Sozialdienste, ist das soziale Gefüge jedoch in Frage gestellt und muss bei unserer Reaktion berücksichtigt werden, unter anderem durch die Unterstützung auch gefährdeter Aufnahmegemeinschaften und die Berücksichtigung ihrer Anliegen.

Die Stimmen der Familien vor Ort stimmen mit unseren Sorgen überein: Sie fühlen sich weiterhin gefährdet, selbst wenn sie vor der unmittelbaren Gefahr geflohen sind. Die Eltern sind um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt, auch in den neu ausgewiesenen Unterkünften. Ihr Schutz ist dringend erforderlich, wie es das humanitäre Völkerrecht vorschreibt.

Das humanitäre Völkerrecht muss respektiert werden. Alle Parteien müssen dem Schutz der Zivilbevölkerung und der zivilen Infrastruktur Vorrang einräumen. Dazu gehören der Schutz von Schulen, Krankenhäusern und Wasserversorgungssystemen sowie die Gewährleistung eines sicheren Transports für Zivilisten, die aus Konfliktgebieten fliehen. Kein Kind sollte dem wahllosen Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten ausgesetzt sein. Und all diejenigen, die versuchen, sie mit lebensrettender Hilfe zu erreichen, sollten ebenfalls geschützt werden.

Als Hilfsorganisationen bereiten wir uns auf die Tatsache vor, dass der Bedarf immer größer wird. Während wir weiterhin Soforthilfe leisten, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unterstützung mobilisiert wird, um eine Ausweitung der Hilfe zu ermöglichen. Wir brauchen zusätzliche Mittel, die nicht an Bedingungen geknüpft sind, um Unterstützung zu leisten. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, diese Bemühungen zu unterstützen und mitzuhelfen, die Häfen und Versorgungswege offen zu halten, und appellieren an die Konfliktparteien, dafür zu sorgen, dass diese Wege geschützt werden, um den ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen.

Vor allem die Kinder und Familien im Libanon brauchen ein Ende des Krieges. Wir müssen sie vor Gewalt schützen, sicherstellen, dass sie mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen versorgt werden und eine weitere Verschlechterung der Lage verhindern. Ein Waffenstillstand ist dringend notwendig.“

UNICEF bittet um Unterstützung der Nothilfe Nahostkonflikt.

Für Redaktionen

Foto- und Videomaterial aus dem Libanon.