Wieder vereint - Bericht von Sally Burnheim, UNICEF-Mitarbeiterin in Mazedonien

Flüchtlingslager Stankovec I, Mazedonien: Als Floria Berisha ihren Sohn sieht, umarmt sie ihn und weint. "Mein Herz steht still, so glücklich bin ich", sagt sie.

Florias neunjähriger Sohn Drilon wurde mit dem Auto von einem 40 Kilometer entfernten Flüchtlingslager hierher gebracht. Dort lebte er zwei Wochen ohne seine Familie, nachdem die Familie auf der Flucht getrennt worden war.

Obwohl seine Mutter ihn als lebhaftes Kind beschrieben hatte, wirkt Drilon beim Treffen mit seiner Familie sehr gedämpft und scheu. Verwirrt senkt er den Kopf und läßt sich still von seiner Familie umarmen. Er ist den Tränen nahe.

Während der letzten zwei Wochen der Trennung sorgte sich seine Familie verzweifelt um ihn, und suchte den Buben in den anderen Flüchtlingslagern."Ich hoffte so sehr, daß ihm jemand ein Dach über dem Kopf geben und sich um ihn kümmern würde", sagt Floria. "Ich hoffte, er würde jemanden treffen, den er kennt."

Seine 12-jährige Schwester und seine Brüder, die 10 und 6 Jahre alt sind, riefen seinen Namen und rannten hinter den Reportern in den Lagern her, um sie nach ihrem Bruder zu fragen. Schließlich erfuhr die Familie, daß Drilon im Lager Radusa sei, und heute zu ihnen kommen würde. Ihre Vorfreude auf das Wiedersehen wurde durch die Angst getrübt, daß es nicht klappen würde.

Die Familie flüchtete aus ihrem Dorf im Kosovo und landete im Niemandsland an der mazedonischen Grenze. Drei schreckliche Nächte lang warteten sie ohne Schutz im Schlamm und im Regen auf die Erlaubnis, nach Mazedonien gehen zu dürfen. Dort verloren sie Drilon. Er rannte vor einem Polizisten weg und sprang in einen Bus, der nach Radusa fuhr. Seine Eltern blieben an der Grenze zurück. Die Familie wurde ins Lager Bojane gebracht, wo sie vier Tage lang blieben, bis sie schließlich nach Stankovec I kamen.

Florida erzählt: "Ich bin nicht die einzige Mutter, die von ihren Kindern getrennt wurde. Es gibt viele von uns. Ich habe eine Frau getroffen, die von dreien ihrer Kinder getrennt wurde."

UNICEF arbeitet mit seinen Partnerorganisationen daran, diese "verlorenen Kinder" zu registrieren, fotografieren und ihre Eltern zu suchen. 250 alleinstehende Kinder haben sich gemeldet, und 769 Familien suchen eines oder mehrere Kinder. 49 Kinder konnten bis jetzt wieder mit ihren Eltern vereint werden, bei weiteren 15 hat man die Familien gefunden und wird sie so bald wie möglich zusammen führen.

UNICEF organisiert ein Ausbildungsprogramm für Betreuungspersonen alleinstehender Kinder. Diese Mitarbeiter sollen die Kinder psychosozial unterstützen und für ihr Wohlergehen sorgen, bis wieder zu ihren Eltern zurückkehren können. UNICEF unterstützt die Familienzusammenführung auch mit Fahrzeugen, damit die Kinder schneller zu ihren Eltern kommen.

UNICEF baut in den Lagern auch Schulzelte auf und richtet Spielzentren ein, um den Kindern ein Stück Normalität in ihr Leben zurückzugeben. Die Kinder werden unterrichtet, können zeichnen, spielen und Sport treiben.

Doch das Leben in den Flüchtlingslagern ist weiterhin hart, für die Kinder und für die Erwachsenen. Die Familie Berisha ist wieder vereint, doch 15 Mitglieder der Familie leben in einem mittelgroßen Zelt. Sie verließen ihre Heimat und ließen all ihren Besitz zurück. Sie haben nicht genug Kleidungsstücke, um sich gegen die Kälte zu schützen. Obwohl Floria sagt, daß ihre Familie genug zu essen hat und die Hilfsorganisationen helfen, soviel sie nur können, muß sie stundenlang in der Warteschlange für die Essensausgabe stehen und die sanitären Anlagen sind unzureichend. Am schlimmsten sind die langfristigen Folgen für die Kinder.

"Die Kinder fragen den ganzen Tag, wann wir wieder nach Hause gehen", sagt Floria. "Sie sind völlig verwirrt. Sie sind ganz anders als daheim. Sie fragen ständig, wann der Krieg vorbei sein wird." Ihr jüngster Sohn Sedat wirft sich unruhig im Schlaf herum. "Er hat Alpträume wegen all dem, was passiert ist", meint Floria.

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PSK 151 000 1 Stichwort:"Kinder aus Kosovo"

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