WM 2010 - Fußball abseits der Schlagzeilen

Drei Kinder erzählen, wie Fußball ihr Leben auch abseits des Feldes beeinflusst hat:

  • Ander aus Honduras spricht über Fußball für das Leben 
  • Eric von der Elfenbeinküste berichtet unter anderem über sein Fußball-Team namens „Die Kinder ohne Papiere“
  • Tshepo aus Südafrika: "Durch Fußball bin ich zielstrebig geworden und es hilft mir, mich von Ärger fernzuhalten." 

Ander aus Honduras

Anlässlich des Spiels Honduras gegen die Schweiz am 25. Juni kommt bei uns Ander aus Honduras zu Wort:

"Mein Name ist Ander Vasquez und ich bin 14 Jahre alt. Ich lebe mit meiner Familie in Villanueva, einem Viertel in Tegucigalpa, das vor allem für seine brutalen Gangs bekannt ist.

Mein Leben hat sich verändert, seit ich an „Fùtbol para la vida“ (Fußball für das Leben) teilnehme. Dieses Projekt wurde 2002 von UNICEF, Ricardo Àlvarez, dem ehemaligen Präsidenten der nationalen Kommission für Sporteinrichtungen, sowie Hèctor Zelaya eingerichtet. Hèctor war der erste Honduraner, der bei der WM 1982 für unser Land ein Tor schoss. Er ist ein Nationalheld.

Ich denke, dass „Fùtbol para la vida“ zeigt, dass Fußball das Leben von Kindern verändern kann. Wir lernen über Moral und ethische Werte. Wir erfahren, wie man sich von Drogen, Alkohol und den Gangs fernhält. Und wir werden dazu ermutigt, weiter zur Schule zu gehen. Ich lerne jetzt viel mehr, denn ich brauche gute Noten, damit ich weiter an „Fùtbol para la vida“ teilnehmen kann. Vor dem Projekt lief ich mit meinen Freunden nur auf den Straßen herum. Aber jetzt spielen wir Fußball!

Die meisten Kinder, die bei „Fùtbol para la vida“ mitmachen sind auch aus Villanueva. Ich denke, dass dieses Projekt unser Viertel zu einem besseren Platz gemacht hat. Es war immer als eine der gefährlichsten Gegenden von Honduras bekannt, aber heute ist das anders, es gibt weniger Verbrechen. Auch mein Vater denkt, dass ich mit dem Sport mehr Ehrgeiz entwickelt habe. Ich möchte einen gesunden Köper und einen gesunden Geist haben und mich von Drogen fernhalten.

Eric von der Elfenbeinküste

Anlässlich des Spiels Elfenbeinküste gegen Brasilien am 20. Juni kommt bei uns Eric von der Elfenbeinküste zu Wort.

"Mein Name ist Eric, ich bin 13 Jahre alt und heuer ist mein zweites Jahr an der High School. Mit meiner Mutter lebe ich in Bondoukou, im Nordosten der Elfenbeinküste. Viele meiner Freunde in Bondoukou haben keine Geburtsturkunden und gehen nicht zur Schule, vor allem die Mädchen.

Meine Klassenkameraden, die keine Geburtsurkunden und offizielle Papiere haben, dürfen im Juli nicht an den Abschlussprüfungen für das Primary Education Certificate teilnehmen. Einmal wurde zum Beispiel während einer einzigen Inspektion in Bondoukou über 10.000 Kindern die Teilnahme an der Prüfung verweigert, weil sie keine Kopien ihrer Geburtsurkunden vorweisen konnten.

Vom 12. bis 16. Mai 2010 organisierten UNICEF und der Fußballverband der Elfenbeinküste hier in Bondoukou und Odienne ein Fußballturnier für Buben und Mädchen im Alter von 7 bis 17 Jahren. Wir spielten mit 300 Kindern Fußball und sandten so auch die Botschaft an die Erwachsenen, dass unsere Rechte respektiert werden müssen. Wir spielten Theater, schrieben Gedichte und sangen Lieder. Mein Team hieß „Die Kinder ohne Papiere“ aber wegen unserem Tormann haben wir nicht gewonnen. Trotzdem hatten wir viel Spaß und wir konnten Eltern darüber informieren, dass sie ihre Kinder nach der Geburt unbedingt registrieren lassen sollen.  Ich wünschte, alle meine Freunde in der Klasse könnten beim Lehrplan und Studienablauf genauso mitmachen wie ich."

UNICEF organisiert an der Elfenbeinküste seit drei Monaten ein großes Programm zur Bewusstseinsbildung von Eltern: Es geht darum, allen Eltern zu vermitteln, wie lebensnotwendig es für Kinder ist, Geburtsurkunden zu besitzen, zur Schule gehen zu können, sowie vor Gewalt und HIV/AIDS geschützt zu sein.

Tshepo aus Südafrika

Anlässlich des Spiels Südafrika gegen Mexiko am 11. Juni kommt bei uns Tshepo aus Südafrika zu Wort:

"Mein Name ist Tshepo Mashego und ich komme aus Südafrika, aus dem Township Thubelihle. Ich bin 14 Jahre alt und gehe in die örtliche High School. Dort sind fast alle Fenster zerbrochen und verwüstet.

Bevor Lebo Mtshweng zu uns kam, gab es an unserer Schule keinen Sport. Sie arbeitet als Freiwillige für SCORE. Das ist eine Organisation die gemeinsam mit UNICEF den Gemeinden durch Sport hilft. Viele der Kinder hier hatten kein Selbstvertrauen als wir anfingen, Fußball zu spielen. Doch jetzt glauben sie an sich!

Meine Freunde und ich lieben Fußball. Wir schneiden immer das hohe Gras, um uns Spielfelder zu machen. Der Sport macht meine Freunde und mich fit und stark. Und er hilft uns auch in anderen Lebensbereichen. Wenn ich Fußball spiele, muss ich mich konzentrieren, um die Verteidigung zu überspielen und das hat mir gezeigt, wie ich mich auch in der Schule besser konzentrieren kann.

Mein Freund Kenneth ist drei Jahre älter als ich und spielt auch Fußball. Er kennt viele Burschen, mit denen er aufgewachsen ist, die heute Alkohol trinken und Drogen nehmen. Durch Fußball bin ich zielstrebig geworden und es hilft mir, mich von Ärger fernzuhalten. Unser Trainer ermutigt uns und hilft uns auch bei anderen Problemen."