Im April 1997 wurden erstmals in Vietnam von UNICEF und dem Unterrichtsministerium zweisprachige Schulbücher in vietnamesisch und den Sprachen der ethnischen Minderheiten (Khmer, Bahnar: Cham und H´Mong) für Grundschulen herausgegeben.
Der Zweck dieser Bücher ist es, die Einschulung von Kindern aus ethnischen Minderheiten in Grundschulen zu fördern. Denn während 57 Prozent aller vietnamesischen Kinder die Grundschule beenden, trifft dies nur auf 40 Prozent der Kinder zu, die ethnischen Minderheiten angehören.
"Für Kinder, die ethnischen Minderheiten angehören, ist es ein großes Problem, daß in den Grundschulen in vietnamesischer Sprache unterrichtet wird. Diese zweisprachigen Bücher werden den Lehrern dabei helfen, diese Kluft zu überbrücken", sagt Elaine Furniss, UNICEF-Mitarbeiterin in Vietnam.
"Da Vietnam die Konvention über die Rechte des Kindes ratifiziert hat, muß das Land auch die Artikel 28 und 30 der Konvention erfüllen. Diese Artikel besagen, daß alle Kinder das Recht auf Schulbildung haben, und daß Kinder, die ethnischen Minderheiten angehören, das Recht darauf haben, ihre eigene Sprache verwenden zu dürfen", fügt Elaine Furniss hinzu.
Mehrere tausend dieser zweisprachigen Bücher wurden produziert und werden nun an ausgewählte Schulen in entlegenen Gebieten verteilt. Für die Verwendung dieser Bücher im Unterricht werden Workshops für die Lehrer organisiert. Die Geschichten in den Schulbüchern handeln vom täglichen Leben der ethnischen Minderheiten, wie zum Beispiel ein Tag auf dem Markt, Umweltschutz oder Geschichten über die traditionelle Kleidung.
Die Produktion dieser Bücher ist der erste Schritt auf dem Weg in Richtung Förderung des Gebrauchs der Muttersprache in den Gemeindeschulen. Zugang zu Grundschulen ist unglücklicherweise nicht der einzige Bereich in dem Kinder ethnischen Minderheiten benachteiligt sind. Die meisten leben in den ärmsten Regionen in den Bergen Vietnams, und haben kaum Zugang zu Gesundheitsdiensten, sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen.
UNICEF unterstützt in Vietnam besonders die Angehörigen von ethnischen Minderheiten, da sie zur ärmsten und benachteiligsten Bevölkerungsschicht gehören. UNICEF hat ein spezielles Projekt geschaffen, um sicherzustellen, daß Angehörige ethnischer Minderheiten, vor allem Kinder, Zugang zu grundlegenden Sozialdiensten haben. Im Zuge dieses Projektes ist es zur Zeit 210.000 Menschen ethnischer Minderheiten möglich, mit der Unterstützung von UNICEF ihre Ernährung, ihre Gesundheit und ihre Schulbildung zu verbessern.