Flüchtlingshilfe Ukraine: Ein Besuch im Blue Dot Zentrum in Brașov

Blog: Wien - Gemeinsam mit Geschäftsführer Christoph Jünger und einem kleinen Team von UNICEF Österreich durfte ich ein Blue Dot Zentrum für ukrainische Flüchtlinge in Rumänien besuchen. Nicht nur in der Ukraine, sondern auch in angrenzenden Staaten wie Rumänien, steht die ukrainische Flüchtlingshilfe ein Jahr nach Kriegsbeginn nicht still. Das Mitgefühl und die Hingabe aller Mitarbeitenden des Blue Dot Zentrums in Brașov wird mir für immer in Erinnerung bleiben.

UNICEF Österreich Geschäftsführer Christophf Jünger im Kindergarten des Blue Dot Zentrums in Brasov, Rumänien.
UNICEF Österreich Geschäftsführer Christoph Jünger spielt im Kindergarten des Blue Dot Zentrum Brașov mit dem zweijährigen Makcim.

Blue Dot Zentrum Brașov: Ein Raum vollkommener Sicherheit für ukrainische Flüchtlinge

Autorin: Marianne Seiser, UNICEF-Österreich Mitarbeiterin im Bereich Content und Direct Mail

Als wir am frühen Abend im Blue Dot Zentrum in der Stadt Brașov ankommen sind, war es bereits in winterliche Finsternis gehüllt. Im Raum lag eine ungewöhnliche Stille, als uns Andreea Vrinceanu herzlich begrüßte. Sie leitet als UNICEF-Flüchtlingskoordinatorin diese Einrichtung, die in einem ehemaligen Messezentrum namens „CATTIA-Center“ untergebracht ist. Nicht immer ist es so ruhig im Blue Dot, berichtet uns Andreea. Zu Kriegsbeginn ging es richtig hektisch zu und jede helfende Hand wurde gebraucht, um die zahlreichen Geflüchteten zu versorgen. Sie selbst hat damals mehrere Wochen nur im Blue Dot verbracht und sogar dort übernachtet.
Das Erste, was ich bei unserem abendlichen Rundgang durch das Blue Dot gespürt habe, ist die beinahe familiäre Atmosphäre. Die Mitarbeitenden vor Ort leisten mehr als nur Hilfe, sie werden viel mehr zur Stütze. Sie verteilen Umarmungen, kuscheln mit den Kindern, kennen jedes Schicksal und jede Geschichte hinter den Menschen, die vor Gewalt und Zerstörung fliehen mussten. 
 

Seit Kriegsbeginn haben etwa 2,5 Millionen ukrainische Flüchtlinge die Grenze zwischen der Ukraine und Rumänien passiert. Direkt an den Grenzübergängen sind fünf UNICEF Blue Dot Zentren platziert, in denen ukrainische Flüchtlinge Schutz, Beratung und Hilfe bei der Weiterreise erhalten. Aber auch jene Menschen, die sich in Rumänien ein neues Zuhause aufbauen, brauchen weiterhin Unterstützung. Die bekommen sie in Einrichtungen im Landesinneren wie dem Blue Dot in Brașov. Über 35.000 ukrainische Kinder leben heute in Rumänien. Eine Handvoll durften wir bei unserem Besuch kennenlernen. 

Das Blue Dot in Brașov fühlt sich nicht nur an wie ein Zuhause, es ist auch so aufgebaut.

UNICEF Österreich Geschäftsführer Christoph Jünger führt im Video durch das Blue Dot in Brașov:

UNICEF Österreich Geschäftsführer Christoph Jünger führt durchs Blue Dot Zentrum in Brașov, Rumänien.
Wenn Sie das Video abspielen, entsteht eine direkte Verbindung zwischen Ihrem Browser und YouTube. Wir haben somit weder Einfluss darauf, welche Daten vom Plug-In erfasst und an YouTube übermittelt werden, noch auf die anschließende Datenverarbeitung durch YouTube. Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an YouTube übermittelt werden und das Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Die unermüdlichen Mitarbeiter der ukrainischen Flüchtlingshilfe

Im Gespräch mit den Mitarbeitenden des Blue Dot Zentrums in Brașov wird mir klar, welch unermüdliche Arbeit diese Menschen leisten. Sie tun alles, um rund um die Uhr für jeden Menschen und jedes Kind die passende Hilfe zu finden. Auch Hunde und Katzen sind willkommen. Viele Mütter, Tanten oder Omas, denen im Blue Dot geholfen wurde, werden aus Dankbarkeit später selbst zu Mitarbeitenden. 

So auch Viktoria, die Mutter von Melaniia und Matvii. Während Matvii im 'Wohnzimmer' des Blue Dot am Computer spielt und Melaniia etwas abseits schläft, hatte ich die Gelegenheit, mich kurz mit dieser außergewöhnlichen Mama zu unterhalten. Ihre Kinder sind der Grund, warum sie heute im Kindergarten des  Blue Dot Zentrums arbeitet. Nach ihrer Flucht kam die Familie immer häufiger. Melaniia und Matvii liebten den Spielplatz und das zahlreiche Spielzeug im Zentrum. Aus Dankbarkeit für die Hilfe, die sie erfahren hatte, beschloss Viktoria selbst im Blue Dot Zentrum mitzuarbeiten. Wenn sie vormittags die Kindergartengruppe betreut, möchte sie den Eltern und Großeltern das Geschenk von Zeit machen: Zeit, sich auszuruhen. Zeit Lösungen für Probleme zu finden. Und Zeit, um auch mal auf sich selbst zu schauen. 

 

 

Wenn du jemandem etwas gibst, bekommst du etwas zurück. 

Vikoria, ukrainische Geflüchtete und Mitarbeiterin im Kindergarten des Blue Dot Brașov.

Viktoriias Geschichte: Von einer dunklen Vergangenheit und der Hoffnung auf eine strahlende Zukunft

Als mir die sechzehnjährige Viktoriia von ihrem Leben erzählte, wurde mir sofort klar: Dieses Mädchen hat mehr erlebt als die meisten Teenager in ihrem Alter. Eine Mitarbeiterin des Blue Dot Zentrums saß bei unserem Gespräch mit am Tisch, um gegebenfalls zu übersetzen. Schon auf den ersten Blick ist erkennbar, dass die Frau Viktoriia sehr ins Herz geschlossen hat und auch mir ging es nach wenigen Minuten ebenso. 

„Dieser Krieg ist wirklich ein großes Problem für unsere Welt. Nicht nur für die Ukraine, sondern auch für viele andere Länder", erzählt mir Vikoriia, während sie ihren Blick leer und ein wenig verloren auf den Tisch zwischen uns richtet.

„Wir wissen nicht, wann dieser blöde Krieg endet. Aber ich glaube, alles wird gut in der Zukunft. Es ist nur aktuell ein trauriger Moment. Man lebt nicht im Hier und Jetzt, sondern in seinen Erinnerungen."

Das Mädchen ist mit ihrem Bruder und den weiblichen Familienangehörigen aus Odessa geflohen. In ihrer Stimme höre ich den Schmerz und die Trauer um ihre Freunde, die fast alle noch in der Ukraine leben. Viktoriia absolviert den Unterricht mit ihrer ukrainischen Klasse online, sie geht regelmäßig ins Fitnesscenter, nimmt Gesangsstunden und lernt Englisch und Rumänisch. Dennoch ist es bisher schwer für sie, neue Freunde zu finden. Ihre große Hoffnung sind die Rumänischnachhilfestunden, die sie im Blue Dot Zentrum Brașov besuchen möchte. „Zwei Mädchen haben mir gestern einige rumänische Wörter beigebracht. Das ist sehr gut, ich mag es sehr. Sie waren sehr nett. Ich glaube, ich kann hier Freunde finden.", erzählt Viktoriia. 

Ihr großer Traum ist es, Sängerin zu werden. Schüchtern zeigt sie mir auf ihrem Handy ein Video von ihrem Auftritt beim Blue Dot Sommerfest zum Anlass des „Day of Ukrainian Culture“ in Brașov. Auf der Aufnahme ist auch das Publikum zu sehen. Viele haben glasige Augen oder wischen sich mit einem Taschentuch die Tränen aus dem Gesicht. Kein Wunder, denn Viktoriias Stimme ist kraftvoll und wunderschön. Ich wünsche ihr von ganzem Herzen, dass sie eines Tages noch viel mehr Menschen damit erreichen kann. 

Die Unterstützung von ukrainischen Flüchtlingen in den Blue Dot Zentren wäre ohne Hilfe nicht möglich!

DANKE, dass Sie die Arbeit von UNICEF mit Ihrer Spende unterstützen!