Gambias Entscheidung, das Verbot von Genitalverstümmelung aufrechtzuerhalten, ist ein wichtiger Sieg für die Rechte von Mädchen und Frauen

BANJUL/GENF/NEW YORK/WIEN - Gemeinsame Stellungnahme der UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell, der UNFPA-Exekutivdirektorin Natalia Kanem, des WHO-Generaldirektors Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Exekutivdirektorin von UN Women Sima Bahous und des UN-Hochkommissars für Menschenrechte Volker Türk.

Ein Mädchen aus dem Sudan ist im Fokus und lächelt in die Kamera.
© UNICEF/UNI511465/Awad

„Nach der heutigen Abstimmung in der gambischen Nationalversammlung begrüßen wir sehr die Entscheidung des Landes, das Verbot der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) aufrechtzuerhalten. Das zeigt, dass Gambia engagiert bleibt für Menschenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter und den Schutz der Gesundheit und des Wohlergehens von Mädchen und Frauen zu kämpfen.

Bei der Genitalverstümmelung werden die äußeren weiblichen Genitalien ganz oder teilweise abgeschnitten oder entfernt. Sie wird meist an Säuglingen und jungen Mädchen vorgenommen und kann zu schweren unmittelbaren und langfristigen körperlichen und psychischen Schäden führen, einschließlich Infektionen, Komplikationen beim späteren Gebären und posttraumatischen Belastungsstörungen.

Der Women's (Amendment) Act, 2015 - ein entscheidender Meilenstein bei der Förderung der Gleichstellung der Geschlechter - ist der Höhepunkt jahrelanger Lobbyarbeit, kommunalen Engagements und Aufklärung mit dem Ziel, diese schädliche Praxis zu beseitigen und die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (5.3) zu erreichen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass dieser Rechtsschutz bestehen bleibt.

Die Entscheidung, das Verbot der Genitalverstümmelung aufrechtzuerhalten, steht im Einklang mit den internationalen und regionalen Verpflichtungen Gambias, schädliche Praktiken gegen Mädchen und Frauen zu verhindern. Dies entspricht dem Übereinkommen über die Rechte des Kindes (CRC), dem Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW), der Afrikanischen Charta über die Rechte und das Wohlergehen des Kindes und dem Maputo-Protokoll zum Schutz der Rechte der afrikanischen Frauen.

Wir begrüßen nicht nur diese wichtige Entscheidung des gambischen Parlaments, sondern auch die unermüdlichen Bemühungen von Überlebenden, Aktivisten und Aktivistinnen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und religiösen Gruppen, die sich für die Beendigung von Genitalverstümmelung einsetzen. Die Aufrechterhaltung des Verbots unterstützt diese Basisinitiativen, die für die Beendigung aller Formen von Gewalt, einschließlich schädlicher Praktiken, gegen Mädchen und Frauen und für eine sicherere und gesündere Zukunft für Mädchen und Frauen in Gambia und anderswo von zentraler Bedeutung sind.

Die Fragilität des Fortschritts bei der Abschaffung von FGM kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Angriffe auf die Rechte von Frauen und Mädchen in Ländern in der ganzen Welt haben dazu geführt, dass hart erkämpfte Errungenschaften verloren zu gehen drohen. In einigen Ländern sind die Fortschritte ins Stocken geraten oder haben sich ins Gegenteil verkehrt, weil die Rechte von Mädchen und Frauen zurückgedrängt wurden und Instabilität und Konflikte die Dienstleistungen und Präventionsprogramme unterbrochen haben.

Deshalb ist ein gesetzliches Verbot von FGM zwar eine wichtige Grundlage für Interventionen, kann FGM aber nicht allein beenden. In Gambia haben mehr als 73 % der Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 49 Jahren diese schädliche Praxis schon erlebt, viele von ihnen bereits vor ihrem fünften Geburtstag.  

Die letzten Monate haben deutlich gemacht, wie wichtig es ist, sich weiterhin für die Gleichstellung der Geschlechter und die Beendigung der Gewalt gegen Mädchen und Frauen einzusetzen und die erreichten Fortschritte zu sichern, um die Abschaffung von Genitalverstümmelung zu beschleunigen. Es unterstreicht auch, wie wichtig es ist, mit Gemeinschaften und Basisorganisationen zusammenzuarbeiten, mit traditionellen, politischen und religiösen Führungspersönlichkeiten zu kooperieren, Gesundheitspersonal auszubilden und das Bewusstsein für die durch die Praxis verursachten Schäden zu schärfen.  

Die Unterstützung der Überlebenden von Genitalverstümmelung ist nach wie vor dringend notwendig. Viele leiden unter den langfristigen körperlichen und seelischen Schäden, die der Eingriff mit sich bringen kann, und brauchen umfassende medizinische und psychologische Betreuung, um die Wunden zu heilen, die diese schädliche Praxis hinterlassen hat.

Wir werden weiterhin stark engagiert bleiben, die Regierung, die Zivilgesellschaft und die Gemeinden in Gambia im Kampf gegen FGM zu unterstützen. Gemeinsam dürfen wir nicht ruhen, bis wir sichergestellt haben, dass alle Mädchen und Frauen frei von Gewalt und schädlichen Praktiken leben können und dass ihre Rechte, ihre körperliche Integrität und ihre Würde geachtet werden.“

Weitere Informationen zur Arbeit von UNICEF im Kampf gegen FGM.