Kinderrechte machen keine Pause

Wien - Das neuartige Coronavirus stellt uns täglich vor neue Herausforderungen – gerade der Familienalltag ist stark davon betroffen. Durch Maßnahmen wie die Schließung von Bildungseinrichtungen, Ausgangsbeschränkungen sowie das verordnete „Social Distancing” wird die Kernfamilie auf sich reduziert. Auch in dieser neuen ungewohnten Situation haben Kinder Rechte.

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor allen Formen von Gewalt und Ausbeutung hat hohe Priorität. Ljubow (10) hält ihren Bruder Daniil (7 Monate), Kasachstan 2019. © UNICEF

UNICEF Österreich hat sich drei wichtige Kinderrechte, die aufgrund der notwendigen Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19 betroffen sind, genauer angeschaut und gibt Empfehlungen, wie diese trotzdem weitergelebt werden können. Denn Kinder sind nicht nur potenzielle Überträger des Corona-Virus, sondern haben Rechte! Die Einhaltung von Kinderrechten ist gut für die ganze Familie.  Diese tragen zu einem gelungenen Familienleben bei. Corinna Geißler, Advocacy UNICEF Österreich, betont: „Diese globale Krise betrifft alle Kinder, das Virus macht hier keinen Unterschied. Die Erfahrung von UNICEF aus der weltweiten Arbeit in Krisensituationen zeigt, wie wichtig es ist, in dieser Ausnahmesituation nun umso mehr Kinderrechte wie Bildung, Freizeit und Schutz einzuhalten.

Recht auf Bildung

Weltweit wird in Krisenzeiten häufig Bildung als erstes ausgesetzt, wie etwa während der Ebola-Krise 2014. Auch in Österreich war die Schließung der Schulen eine der ersten wichtigen und notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19.

Die langjährige Erfahrung von UNICEF zeigt, wie wichtig es ist, dass Kinder und Jugendliche – auch wenn sie nicht in die Schule gehen können - weiterhin die Möglichkeit haben, zu lernen. Im krisengebeutelten Jemen zum Beispiel unterrichten LehrerInnen trotzdem weiter, obwohl ihnen seit zwei Jahren kein Gehalt bezahlt wurde. Bildung und ein geregelter Tagesablauf sind extrem wichtig für Kinder. UNICEF setzt sich vor Ort im Jemen aber auch für Bildungsprojekte auf der ganzen Welt ein, damit Kinder so schnell wie möglich wieder lernen können. Oft kommt dabei auch unsere Schule in der Kiste zum Einsatz.

Unsere Tipps, damit Bildung auch Zuhause klappt und Ihr Kind dabei motiviert bleibt:

  • Mitsprache und Regelmäßigkeit! Erstellen Sie als Familie gemeinsam einen Wochenplan für alle Familienmitglieder mit fixen Lernzeiten für Kinder und Arbeitszeiten für Erwachsene. Ein geregelter Alltag hilft beim Zusammenleben und lässt Erfolge sichtbar werden. Damit die Umsetzung funktioniert, sollten Kinder und Jugendliche bei der Erarbeitung des Plans aktiv miteinbezogen werden.
  • Abwechslung und Individualität! Nützen Sie Materialien und E-Learning-Angebote der Schule Ihres Kindes oder andere Lehrangebote, wie z.B. Schulfernsehen. Seien Sie aber auch kreativ und fragen Sie Ihr Kind, womit es sich gerne auseinandersetzen möchte – versuchen Sie dazu Lernmaterialien zu finden, wie z.B. Sachbücher oder Dokumentationen. Durch erfinderische und spielerische Ansätze bleibt ihr Kind motiviert und hat Freude am Lernen.
    UNICEF bietet spannendes Lernmaterial zum Thema Kinderrechte: In unserem Kinderrechte-Quiz setzen sich Kinder online mit diesen auseinander. Das Kinderrechte-Poster kann beidseitig ausgedruckt und in Karten zerschnitten werden, z.B. um damit Memory zu spielen. Ein lehrreiches Projekt für die ganze Familie ist unser Poster zu den Ernährungsgewohnheiten.
  • Auszeit und Bewegung! Regelmäßige Lernpausen sind wichtig, damit Gelerntes auch verarbeiten kann. Die Pause ist eine gute Gelegenheit, das Zimmer zu lüften, sich zu bewegen oder Wasser zu trinken. Generell sollten die Lerneinheiten nicht zu lange sein. Freizeit darf nicht zu kurz kommen, denn auch diese ist ein Kinderrecht.

Recht auf Freizeit, Spiel, Kultur und Kunst

Durch die Ausgangsbeschränkungen verbringen Familien viel mehr Zeit gemeinsam zu Hause. Neben Home-Office und Lernen bietet dies die ideale Gelegenheit, um die Zeit positiv zu nützen und gemeinsame Aktivitäten zu starten, für die sonst die Zeit fehlt.

Das Recht auf Spiel und Freizeit ist ausdrücklich in der UN-Kinderrechtskonvention verankert. Das unterstreicht, wie wichtig Erholung, Spaß und Spiel für ein gutes Aufwachsen sind.

Unsere Tipps, um das Beste aus der gewonnen Zeit für die ganze Familie zu machen:

  • Freizeit und Entspannung! Für jedes Familienmitglied ist es wichtig, auch Zeit für sich zu haben, sich zurückziehen zu können und Dinge zu tun, die einen entspannen. Sei es ein Buch zu lesen, zu malen, Videospiele zu spielen oder einfach nichts zu tun. Geben Sie sich und Ihrer Familie bewusst Zeit dafür!
  • Spiel und Spaß! Kinder und Jugendliche können sich derzeit nicht mit ihren FreundInnen treffen und dürfen nur eingeschränkt nach draußen. Der Wegfall von Turnunterricht, Vereinssport und Spielplatzbesuchen sollte nicht zu Bewegungsmangel führen. Werden Sie kreativ – gemeinsames Spielen und Bewegen bringt einen Mehrwert für alle und verbindet! WienXtra hat einige spannende Ideen für Zuhause zusammengestellt.
    Das Coronavirus bedeutet für die meisten Kinder und Jugendlichen auch mehr Zeit am Handy. UNICEF hat die Right Runner App entwickelt – bei diesem Renn- und Geschicklichkeitsspiel ist die Zeit sinnvoll genutzt und Kinder lernen dabei spielerisch über Kinderrechte weltweit. Die App ist gratis zum Download für Android und Apple iOs verfügbar.
  • Kultur und Kunst! Zuhause zu bleiben, bedeutet nicht, auf alles zu verzichten. Als Familie kann man diese Zeit kreativ gestalten und bewusst Zeiten schaffen, um z.B. neue Hobbies zu entwickeln. Möchte Ihr Kind ein Instrument erlernen? Im Internet gibt es viele Online-Tutorials dazu. Aber auch Kulturkonsum von der Couch aus ist möglich und eine interessante Abwechslung: Viele Museen, Theater und andere Kultureinrichtungen stellen derzeit ihre Angebote online zur Verfügung.

Recht auf Schutz

Das ständige Zusammensein in den eigenen vier Wänden stellt für viele Familien eine ungewohnte Situation dar. Das kann sich auch auf die Stimmung auswirken. Wichtig ist, innerhalb der Familie offen über die Situation zu sprechen und auch Sorgen und Konflikte anzusprechen, damit Kinder den Alltag in einer sicheren Umgebung zuhause und online bewältigen können.

Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor allen Formen von Gewalt und Ausbeutung ist UNICEF ein besonderes Anliegen. Mit der Initiative #ENDviolence ermutigt UNICEF junge Menschen auf der ganzen Welt, ihre Stimme zu erheben und ihre Lösungen für ein gewaltfreies Miteinander in Schulen und anderen Lebensbereichen vorzustellen. Die Initiative ruft zu dazu auf, bei Gewalt nicht wegzuschauen, sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen und sich gegen Gewalt einzusetzen. Das Motto lautet: „Mach Unsichtbares sichtbar. Hilf uns, Gewalt gegen Kinder auszurotten!“

Unsere Tipps für ein gelungenes Miteinander und wo Sie im Ernstfall Hilfe suchen können:

  • Zuhören und ernst nehmen! Nur weil Kinder nun rund um die Uhr zuhause sind, heißt das nicht, dass sie keinen Gefahren mehr ausgesetzt sind. Soziale Medien haben einen großen Einfluss auf das Leben von Kindern und Jugendlichen. Das Internet birgt auch Risiken. Ausgangsbeschränkungen stoppen Cyber-Mobbing nicht. Auch die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen über das Internet kann eine Gefahr sein. Wichtig ist, dass Eltern sensibel zuhören, auf Ängste und Sorgen eingehen sowie Kinder und Jugendliche ernst nehmen. Saferinternet.at gibt umfassende Ratschläge zum Umgang mit neuen Medien, wie z.B. Regeln im Umgang mit digitalen Medien oder kindgerechte Computerspiele.
  • Am Zusammenleben arbeiten! ExpertInnen sagen, dass familiäre Konflikte bis hin zu häuslicher Gewalt in Krisenzeiten und bei einem langen Miteinander auf engstem Raum drastisch zunehmen. Damit es nicht soweit kommt, ist es wichtig, aktiv am Zusammenleben zu arbeiten. Einige Empfehlungen zu einem gelingenden Familienleben in Zeiten von Corona haben die österreichischen Kinderschutzzentren und die österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit ausgearbeitet. Wenn es doch zu ernsten Konflikten und Spannungen kommt, muss rechtzeitig Hilfe geholt werden – hier finden Sie Kontakte zu Gewaltberatungsstellen.
  • Kommunikation und Privatsphäre! Jeder Mensch braucht hin und wieder Zeit für sich alleine. Der Rückzug ins eigene Zimmer (wenn vorhanden) bietet derzeit oft die einzige Möglichkeit. Besonders wichtig ist daher, Familienmitgliedern Gelegenheit zu schaffen, sich zurückzuziehen und Privatsphäre zu haben. Setzen Sie sich als Familie zusammen und sprechen Sie darüber, was sich jede und jeder einzelne wünscht und was wichtig ist.

Gemeinsam gegen das Virus!

Mit Ihrer Hilfe können wir der Ausbreitung des Virus entgegenwirken und Menschenleben retten. UNICEF liefert wichtige Hilfsgüter, verbessert Hygienebedingungen und klärt über das Virus und Vorsichtsmaßnahmen auf.

Kämpfen wir gemeinsam gegen das Virus!