Malawi nach Zyklon Freddy: Vertreibung und Zerstörung

Blog - Zyklon Freddy sorgte Anfang 2023 für Verwüstung und Zerstörung in Malawi. 800.000 Menschen verloren ihr Zuhause, mehr als tausend sind gestorben und Cholera-Ausbrüche gefährdeten das Leben von Kindern und ihren Familien. Ein Bericht von Rebecca Hellmeier und Michael Blauensteiner von dem UNICEF Österreich Programmbesuch in Malawi.

Von einem Haus in Malawi sind nur mehr die Wände übrig.

Malawi liegt im Südosten Afrikas und gilt als das „warme Herz Afrikas”. Die Menschen sind unglaublich offen und freundlich und die Natur wunderschön. Der Malawisee beeindruckt mit seinem kristallklaren, türkisblauen Wasser und bereits im Mai strahlt die Natur lebendig und erholt von der Regenzeit. Malawi ist dann von leuchtend grünen Teefeldern übersäht, die Papaya-Bäume tragen unzählige große Früchte und die Nationalparks bieten viel Dickicht für die verschiedensten Tierarten.

Kaum zu glauben, dass dieses idyllische Bild mehr Ausnahme als Regel ist. Neben der Schönheit des Landes mussten wir auch die Auswirkungen der Klimakrise mit eigenen Augen sehen. Noch im Februar wurde Malawi von dem Zyklon Freddy verwüstet. Und das nicht nur einmal, der Tropensturm überzog das Land Anfang März noch ein zweites Mal und hinterließ eine Spur der Zerstörung, vor allem im Süden. 800.000 Menschen verloren ihr Zuhause und lebten wochenlang in Schulen und anderen Notunterkünften. Kontaminierte Wasserquellen führten zu großflächigen Cholera-Ausbrüchen.

Der Klimawandel verstärkt Naturkatastrophen in Malawi

Massive Regenfälle überschwemmten das Land, Erdrutsche rissen ganze Straßen und Brücken mit und machten Dörfer dem Erdboden gleich. Durch den Klimawandel sind solche Naturkatastrophen keine Seltenheit sondern die Norm – und sie werden von Jahr zu stärker.

Jedes Jahr müssen sich die Menschen in Malawi auf einen Wechsel aus Dürre und extremen Regenfällen einstellen, die ihre Existenz bedrohen. Wir waren in einem Dorf in der südlichen Region Phalombe. Ein Erdrutsch versenkte ganze Häuser unter zum Teil metergroßen Steinbrocken. „Es war nachts und der Erdrutsch sehr laut, deswegen kamen die Menschen aus ihren Häusern. Trotzdem sind drei Personen gestorben.”, erzählt uns ein Mitarbeiter. Von einem Tag auf den anderen hatten Familien kein Zuhause und kein Eigentum mehr. Viele mussten nach dieser Nacht um ihre Liebsten trauern.

Unzählige Menschen kämpfen ohnehin schon mit der Armut. 70 % der Einwohner:innen leben von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag. Sie können nur von Tag zu Tag leben und sind oft auf ihr eigenes Gemüse und Nutzvieh angewiesen. Diese Menschen sind oft die ersten Opfer von Flutkatastrophen und Trockenheit – beides Zustände, die die Versorgung mit sauberem Wasser gefährden.

Unser Besuch in Malawi fand Anfang Mai 2023 statt, zwei Monate nachdem der Tropensturm Malawi verwüstete – es waren noch immer unzählige Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten.

Geschlossene Schulen nach Zyklon Freddy

UNICEF-Kolleg:innen erzählten uns von dem Erdboden gleichgemachten Dörfern, wo man es nicht länger als ein paar Minuten aushält. Der Verwesungsgeruch der ungeborgenen Leichen schnürte ihnen buchstäblich den Atem ab. Erst mit Anfang Juli starten die staatlichen Aufräumarbeiten in vielen Orten.

Schulen und Schüler:innen leiden mehrfach unter den Folgen von Zyklon Freddy. Die Gebäude wurden wochenlang als Notunterkünfte für vertriebene Familien verwendet, an Unterricht war kaum zu denken. Neben Bildung wird auch die Ernährung der Kinder erschwert. Einige Lehrer:innen erzählten uns, dass die Kinder in der Schule oft ihre einzige warme Mahlzeit bekommen haben. Die Lebensmittel wurden zum Teil in der Schule angebaut. Sowohl die zerstörten Schulgärten als auch der entfallene Unterricht machten das wochenlang unmöglich.

Krankheiten durch die Zerstörungen und verschmutztes Wasser

Das Ironische an Naturphänomenen wie Freddy ist die Rolle des Wassers. Die Stürme selbst bringen meist große Mengen Regenwasser – zu viel für die durch Trockenheit versiegelten Böden. Das hat katastrophale Überflutungen und Erdrutsche zur Folge. Gleichzeitig ist sauberes Wasser Mangelware: Die Wasserinfrastruktur wird durch die Naturkatastrophen beschädigt und sanitäre Anlagen zerstört.

Sauberes Trinkwasser wird kontaminiert und bietet Nährboden für viele Krankheitserreger. In Malawi war es in diesem Fall vor allem Cholera, eine Krankheit, die durch einfache Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen verhindert werden kann. Fehlt jedoch das Wasser dafür, kann sie tödlich enden.

Solarbetriebene Wasserpumpen für Malawi

UNICEF ist bereits seit einigen Jahren dabei, möglichst viele Regionen in Malawi mit klimaresistenten Wassersystemen auszustatten, die auch nach Katastrophen wie Freddy noch funktionieren. Dank tiefer Bohrungen sind diese Brunnen besonders resilient gegenüber dem Klimawandel und seinen Folgen. Zusätzlich wird das Wasser solarbetrieben gepumpt und ist unabhängig von externer Energieversorgung. Eine Anreicherung mit Chlor verhindert zudem die Verbreitung von Krankheitserregern.

Uns wurde berichtet, dass in Schulen und Dörfern mit diesen speziellen Pumpen kaum oder gar keine Fälle von Cholera und anderen Durchfallerkrankungen registriert wurden. Zyklon Freddy ist leider kein Einzelfall und wird nicht die letzte Naturkatastrophe sein, die Malawi erreicht. Gemeinsam können wir die Menschen dabei unterstützen, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen. Versorgen wir weiterhin Familien, Dörfer, Schulen und Krankenhäuser mit überlebenswichtigem Wasser!