Sieben Jahre nach der erzwungenen Massenvertreibung der Rohingya aus Myanmar gehen die tödlichen Angriffe auf Kinder im Bundesstaat Rakhine weiter

New York/Kathmandu/Bangkok/Wien – Sieben Jahre nachdem Hunderttausende Rohingya vor Gewalt und Verfolgung in Myanmar geflohen sind, nimmt der Konflikt im Bundesstaat Rakhine an der Westküste Myanmars weiter zu, mit einem Anstieg der Opferzahlen und Vertreibungen im Maungdaw Township. Es gibt zugleich Berichte über eine zunehmende Zahl von Menschen, die in Bangladesch Schutz suchen.

Ein Rohingya Mädchen und ihre Mutter in Coxs Bazar.
© UNICEF/UNI622240/Njiokiktjien

UNICEF hat alarmierende Berichte erhalten, dass Zivilist:innen, insbesondere Kinder und Familien, gezielt angegriffen oder im Kreuzfeuer gefangen werden, was zu Todesfällen und schweren Verletzungen führt. Der Zugang für humanitäre Hilfe in Rakhine ist extrem schwierig geworden. Wichtige Dienstleistungen wie der Zugang zu sauberem Wasser und zur Gesundheitsversorgung sind gefährdet, was durch den Ausfall von Strom, Telekommunikation und Internet seit Januar noch verschärft wird. Dies wirkt sich sowohl auf zivile Aktivitäten als auch humanitäre Einsätze aus.

Sieben Jahre nach einer tödlichen Welle der Gewalt, die Tausende von Familien auf der Suche nach Sicherheit aus ihren Häusern vertrieben hat, sind neue Berichte über Gewalt eine schmerzhafte Erinnerung an die anhaltende Bedrohung von Kindern in Myanmar“, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „In Rakhine und im ganzen Land zahlen Kinder und Familien weiterhin den Preis für den Konflikt - mit ihrem Leben, ihrer Existenz und ihrer Zukunft. Die Konfliktparteien müssen ihren Verpflichtungen zum Schutz der Kinder nachkommen.

Am 5. August 2024 sollen bei Artilleriebeschuss und Drohnenangriffen etwa 180 Menschen, darunter zahlreiche Frauen und Kindern, in der Nähe des Ufers des Naf-Flusses, der die Grenze zwischen Südost-Bangladesch und Nordwest-Myanmar markiert, getötet worden sein, als sie versuchten, den Feindseligkeiten zu entkommen. Am selben Tag wurden Berichten zufolge etwa 20.000 Menschen aus drei Stadtteilen von Maungdaw vertrieben.

Bei getrennten Vorfällen am 6. und 19. August sanken Boote mit Dutzenden von Menschen – darunter Frauen und Kinder im Naf-Fluss, der Letzte in einer Reihe von Bootsunglücken.

Seit dem 13. November 2023 hat der eskalierende Konflikt schätzungsweise 327.000 Menschen im Bundesstaat Rakhine und im Township Paletwa in Chin vertrieben. Damit beläuft sich die geschätzte Gesamtzahl der Binnenvertriebenen im Bundesstaat Rakhine derzeit auf weit über eine halbe Million Menschen.

In ganz Myanmar verschlechtert sich die humanitäre Krise, die im Februar 2021 eskalierte, weiterhin rapide, wobei Kinder die schwerste Last der unvermindert andauernden Gewalt tragen, einschließlich schwerer Verletzungen, Massenvertreibungen und dem Beinahe-Zusammenbruch der Gesundheits- und Bildungssysteme. Durch die Eskalation der Angriffe und Zusammenstöße wurden schätzungsweise 3,3 Millionen Menschen vertrieben, von denen fast 40 Prozent Kinder sind. Im Jahr 2024 werden rekordverdächtige 18,6 Millionen Menschen – fast ein Drittel der Bevölkerung des Landes – darunter 6 Millionen Kinder, humanitäre Hilfe benötigen.

Die Rohingya-Bevölkerung, die 2017 vor Angriffen und Gewalt geflohen ist, schloss sich den Flüchtlingen an, die sich bereits aus früheren Vertreibungswellen in Bangladesch befanden. Insgesamt handelt es sich um fast eine Million Vertriebene. Sieben Jahre später wächst etwa eine halbe Million Rohingya-Flüchtlingskinder im größten Flüchtlingslager der Welt auf, viele von ihnen wurden dort als Flüchtlinge geboren. Die Flüchtlingsgemeinschaft ist vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen und lebt in provisorischen Unterkünften in stark überfüllten Lagern. In Zusammenarbeit mit der Übergangsregierung von Bangladesch und Partner:innen sorgt UNICEF für die Bereitstellung von Wasser und sanitären Einrichtungen, richtet Zentren zur Behandlung von Durchfallerkrankungen ein, ermöglicht Kindern und Schwangeren den Zugang zu Gesundheits- und Ernährungsdiensten sowie zu hochwertiger Bildung und unterstützt Kinder, die von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung betroffen sind, mit Schutz- und Hilfsdiensten.

Die anhaltende Unterstützung Bangladeschs für die Flüchtlingsbevölkerung - insbesondere für Kinder - ist sowohl lobenswert als auch entscheidend“, sagte Russell. „In den letzten 12 Monaten waren wir zunehmend besorgt über die Sicherheitslage in den Lagern und Berichte über Kinderrechtsverletzungen. Wir sind bereit, die neue Übergangsregierung von Bangladesch zu unterstützen, um sicherzustellen, dass diese Kinder geschützt werden und Zugang zu wichtigen Dienstleistungen haben.‘‘

UNICEF fordert alle Konfliktparteien in Myanmar auf, ihren Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht und den internationalen Menschenrechtsnormen nachzukommen, um die Zivilbevölkerung, insbesondere Kinder, zu schützen und ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden zu gewährleisten. UNICEF fordert außerdem einen sicheren und ungehinderten Zugang für alle humanitären Akteur:innen, um humanitäre Hilfe zu leisten.

Weitere Informationen zur Arbeit von UNICEF in Bangladesch.