Überlebende an die Spitze der weltweiten Bewegung zur Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung stellen

New York/Wien - Gemeinsame Erklärung von UNFPA-Exekutivdirektorin Dr. Natalia Kanem, UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell, OHCHR-Hochkommissar Volker Türk, UN Women-Exekutivdirektorin Sima Bahous und WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus.

Vier Mädchen lächeln in die Kamera. Sie sind Teil einer Jugendinitiative in Burkina Faso, die Partizipation und Kinderschutz fördert.
© UNICEF/UN0569344/Dejongh

„Heute, am Internationalen Tag der Nulltoleranz gegenüber Genitalverstümmelung bei Frauen und Mädchen (International Day of Zero Tolerance to Female Genital Mutilation – FGM), bekräftigen wir unser Engagement für die Mädchen und Frauen, die dieser schweren Menschenrechtsverletzung ausgesetzt waren. Die Stimme jeder Überlebenden ist ein Aufruf zum Handeln, und jede Entscheidung, die sie treffen, um ihr Leben zurückzuerobern, trägt zur weltweiten Bewegung zur Beendigung dieser schädlichen Praxis bei.

Mehr als 200 Millionen der heute lebenden Mädchen und Frauen waren einer Genitalverstümmelung ausgesetzt. In diesem Jahr werden fast 4,4 Millionen Mädchen von dieser schädlichen Praxis bedroht sein. Das entspricht mehr als 12.000 Fällen pro Tag.

Wir bekräftigen unser Engagement, dieser schädlichen Praxis gegenüber Frauen und Mädchen vorzubeugen, darauf zu reagieren und sie zu beenden.

Weibliche Genitalverstümmelung ist eine Verletzung der Rechte von Frauen und Mädchen, die ihre körperliche und geistige Gesundheit gefährdet und ihre Möglichkeiten einschränkt, ein gesundes und erfülltes Leben zu führen. Sie erhöht das Risiko von schweren Schmerzen, Blutungen und Infektionen sowie die Wahrscheinlichkeit anderer gesundheitlicher Komplikationen im späteren Leben, einschließlich Risiken bei der Geburt, die das Leben des Neugeborenen gefährden können.

Deshalb ist es in unserem Streben nach einer Welt ohne Diskriminierung und Praktiken, die Mädchen und Frauen schaden, unerlässlich, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf die Stimmen richten, die am wichtigsten sind - die Stimmen der Überlebenden.

Wir müssen den Stimmen der Überlebenden mehr Gehör verschaffen, um sie zu sensibilisieren und zu kollektivem Handeln anzuregen, und ihre Macht und Autonomie fördern, indem wir sicherstellen, dass sie eine aktive Rolle bei Präventions- und Reaktionsmaßnahmen spielen.

Die Überlebenden wissen aus erster Hand, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert sind und welche Mittel sie benötigen, um diese Praxis zu beenden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir in von Überlebenden geführte Bewegungen investieren, insbesondere an der Basis, indem wir Ressourcen bereitstellen, die ihre Bemühungen fördern.

Wir müssen auch dafür sorgen, dass umfassende und kulturell sensible Dienste verfügbar und zugänglich sind. Dazu gehört die Stärkung der Gesundheitsversorgung und der sozialen und rechtlichen Dienste zur Unterstützung der Überlebenden.

UNFPA und UNICEF als federführende Organisationen des „Global Joint Programme on Eliminating FGM", OHCHR, UN Women und WHO sowie andere Einrichtungen der Vereinten Nationen bleiben standhaft in der Partnerschaft mit Überlebenden als Verfechter und Führer der Gemeinschaft und stellen sicher, dass ihre Stimmen und Perspektiven in Programme zur Prävention und Bekämpfung von FGM einfließen. Die Investition in den Aufbau von Bewegungen und die Förderung der Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen ist das Kernstück des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zur Eliminierung von FGM.

Wir feiern die Fortschritte, die erzielt worden sind: Die Praxis der Genitalverstümmelung ist in den letzten drei Jahrzehnten zurückgegangen, und in den 31 Ländern mit national repräsentativen Prävalenzdaten hat sich heute etwa eines von drei Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren dieser Praxis unterzogen, während es in den 1990er Jahren noch eines von zwei war.

Im vergangenen Jahr unterstützte das gemeinsame Programm mehr als 11.000 Organisationen, von denen 83 Prozent lokale Organisationen waren, die mit Koalitionen und von Überlebenden geführten Bewegungen zusammenarbeiten, sich für Änderungen in der Politik und in den Gesetzen einsetzen und sich für eine Veränderung der sozialen und geschlechtsspezifischen Normen einsetzen.

Es besteht jedoch ein dringender Bedarf an noch gezielteren, koordinierteren und nachhaltigeren Bemühungen, wenn wir unser gemeinsames Ziel, die Genitalverstümmelung von Frauen bis 2030 zu beenden, erreichen wollen. Gemeinsam, angeführt von Überlebenden, können wir diese schädliche Praxis ein für alle Mal der Geschichte überantworten."

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