Zwei Monate nach den Erdbeben: 2,5 Millionen Kinder in der Türkei brauchen humanitäre Hilfe

Ankara/Wien – Zwei Monate nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und Nordsyrien benötigen 2,5 Millionen Kinder in der Türkei weiterhin humanitäre Hilfe und sind von Armut, Kinderarbeit oder Kinderheirat bedroht, warnte UNICEF heute.

Ein Mädchen und ein Bub aus der Türkei malen in einer kinderfreundlichen Zone von UNICEF.
© UNICEF/UN0801667/Karacan

Die Erdbeben haben das Leben der Kinder auf den Kopf gestellt, und obwohl die humanitäre Hilfe schnell und umfangreich war, ist die unmittelbare Zukunft von Millionen von Kindern nach wie vor ungewiss und die Möglichkeiten der Familien, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen, stark beeinträchtigt", sagte Regina De Dominicis, UNICEF-Vertreterin in der Türkei. „Mehr Unterstützung ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass Kinder geschützt sind und ihre Bedürfnisse als zentraler Bestandteil des Wiederaufbaus erfüllt werden.

Während die türkische Regierung und die humanitären Partner weiter daran arbeiten, die dringendsten Bedürfnisse zu befriedigen und grundlegende Dienstleistungen bereitzustellen, benötigen die Familien auch längerfristige Unterstützung, um sich zu erholen und ihr Leben wiederaufzubauen. Kinder müssen im Mittelpunkt der Wiederaufbaubemühungen stehen, damit sie nicht noch Jahre oder gar Jahrzehnte von der Katastrophe betroffen sind.

Im Rahmen der Sofortmaßnahmen hat UNICEF eng mit seinen Partnern zusammengearbeitet, um Familientrennungen zu verhindern und Familienzusammenführungen zu unterstützen, und mehr als 149.000 Kinder und Betreuer:innen mit psychosozialer Hilfe erreicht. Diese Bemühungen müssen fortgesetzt werden, und die Kinderschutzdienste müssen ohne Unterbrechung aufrechterhalten werden.

UNICEF unterstützt das Gesundheitsministerium bei der Bereitstellung von Impfstoffen, unter anderem gegen Polio (für 360.000 Kinder) und gegen Diphtherie und Tetanus (für mehr als 283.000 Kinder). UNICEF stellt außerdem zusätzliche medizinische Ausrüstung und Materialien zur Verfügung.

Mehr als 390.000 Menschen haben Hygienekits, Winterkleidung, elektrische Heizgeräte und Decken erhalten. Auch der Zugang zu sicherem und sauberem Wasser bleibt ein wichtiges Anliegen, während die beschädigten Wassernetze repariert werden. UNICEF hat Tausende von Menschen mit Wasser versorgt und ist dabei, diese Arbeit gemeinsam mit Partnern rasch auszuweiten.

Darüber hinaus hat UNICEF 37 Zentren für die Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien in zehn Provinzen eingerichtet, um psychosoziale Unterstützung, Nachholunterricht, Hausaufgabenhilfe und Schutzdienste anzubieten. Über diese Zentren wurden bisher fast 26.000 Kinder und Betreuer:innen erreicht. Rund 5.000 von UNICEF geschulte jugendliche Freiwillige des Ministeriums für Jugend und Sport werden in diesen Zentren Aktivitäten zur Vermittlung von Lebenskompetenzen sowie Unterstützung für das Engagement und die Beteiligung von Jugendlichen anbieten.

Die Erdbeben hatten Auswirkungen auf das Leben von fast vier Millionen Kindern, die zur Schule gehen, darunter 350.000 geflüchtete oder migrierte Kinder. Fast 1,5 Millionen Kinder haben ihren Schulbesuch in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten wieder aufgenommen, und weitere 250.000 Kinder setzen ihre Ausbildung fort, nachdem sie in andere Landesteile umgezogen sind. Viele andere haben jedoch noch nicht wieder uneingeschränkten Zugang zum Lernen, da die formale Schulbildung in den am stärksten betroffenen Provinzen noch nicht wieder aufgenommen wurde.

UNICEF leistet finanzielle Unterstützung für die Instandsetzung von mehr als 1.170 Schulen, wovon mehr als 300.000 Kinder profitieren werden, und unterstützt das Ministerium für nationale Bildung mit vorübergehenden Maßnahmen, darunter mehr als 400 Zelte für den Unterricht, einschließlich Nachholunterricht und Prüfungsvorbereitung, wovon rund 23.000 Kinder pro Tag profitieren, sowie vorgefertigte Klassenräume oder Verwaltungsräume. Tausend Schulberater und Lehrer werden geschult, um Kinder zu identifizieren, die psychosoziale Unterstützung benötigen.

UNICEF bittet in der Türkei um zusätzliche 138 Millionen Dollar, um seine Arbeit zur Unterstützung der von den Erdbeben betroffenen Kinder fortzusetzen, und fordert die Geber auf, dafür zu sorgen, dass diese Hilfe durch flexible Finanzierung bereitgestellt und rechtzeitig freigegeben wird, damit UNICEF und seine Partner auf die sich ändernden Bedürfnisse mit schnellen und nachhaltigen Maßnahmen reagieren können.

UNICEF appelliert auch an die internationale Gemeinschaft, sicherzustellen, dass die Bedürfnisse von Kindern bei den Mittelzuweisungen Vorrang haben, um eine auf Kinder ausgerichtete Reaktion und Erholung zu unterstützen, da Kinder zu den am meisten gefährdeten Gruppen gehören.

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