Südasien: Millionen Kinder sind von verheerenden Überschwemmungen betroffen

Kathmandu/New York/ Dhaka - Wochenlange sintflutartige Monsunregenfälle, ausgedehnte Überschwemmungen und tödliche Erdrutsche in Bangladesch, Bhutan, Indien und Nepal haben Millionen Kinder und Familien betroffen. COVID-19 birgt viele weitere Gefahren für Kinder. Derzeit benötigen schätzungsweise über vier Millionen Kinder dringend lebensrettende Hilfe. Viele Millionen weitere Kinder sind gefährdet.

Kinder, die während der Überschwemmungen in Bangladesch Bücher transportieren. 2019
Kinder, die während der Überschwemmungen in Bangladesch Bücher transportieren. 2019 © UNICEF

„Selbst für eine Region, die mit den verheerenden Auswirkungen extremer Wetterverhältnisse nur allzu vertraut ist, sind die jüngsten schweren Monsunregen, die zunehmenden Überschwemmungen und die anhaltenden Erdrutsche eine regelrechte Katastrophe für die betroffenen Kinder und Familien", sagt Jean Gough, UNICEF-Regionaldirektor für Südasien. „Die COVID-19-Pandemie und die Eindämmungs- und Präventivmaßnahmen erschweren die Situation zusätzlich, da die COVID-19-Infektionen in einigen der betroffenen Gebiete rascher zunehmen", fügt sie hinzu.

Über 700 Menschen sind bereits gestorben und Dutzende werden in den vier Ländern vermisst. Immer wieder wird berichtet, dass Kinder ertrinken.

UNICEF arbeitet vor Ort in enger Abstimmung mit den jeweiligen Regierungen und humanitären Partnern, um den betroffenen Kindern und ihrer Familien zu helfen. Die Maßnahmen werden allerdings durch die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Eindämmungs- und Präventionsbemühungen erschwert. Physische Distanzierung und Händewaschen müssen eingehalten werden, um das Infektionsrisiko für die betroffene Bevölkerung, insbesondere in Notunterkünften, zu minimieren.

Viele Gebiete sind aufgrund von Schäden an Straßen, Brücken, Eisenbahnen und Flughäfen nach wie vor unzugänglich. Die dringendsten Bedürfnisse der Kinder sind sauberes Wasser, Hygienevorräte zur Verhinderung der Ausbreitung von Krankheiten, Lebensmittelvorräte und sichere Orte in Evakuierungszentren, in denen Kinder spielen können.

„Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie werden durch den Klimawandel und extreme Wetterereignisse noch verstärkt und stellen derzeit die größten Probleme für Kinder in Südasien dar", sagt Jean Gough. „Sofortige Unterstützung, mehr Ressourcen und innovative Programme sind dringend erforderlich, um diesen Bedrohungen für die Kinder in der Region zu entgegnen."

Allein in Bangladesch sind schätzungsweise mehr als 2,4 Millionen Menschen von Überschwemmungen betroffen, darunter etwa 1,3 Millionen Kinder. Mehr als eine halbe Million Familien haben ihr Zuhause verloren. Die Überschwemmungen fallen in eine Zeit, in der sich Bangladesch noch immer vom Zyklon Amphan erholt. Die bereits überlasteten Notfall- und Gesundheitssysteme arbeiten hart daran, die Ausbreitung des COVID-19-Virus einzudämmen. Das Land zählt inzwischen über 210.000 bestätigte Coronavirus-Erkrankungen. UNICEF arbeitet eng mit den Regierungspartnern, die bei der Reaktion auf die Überschwemmungen federführend sind, und NGOs zusammen, um dringend benötigte Wasser-, Sanitär- und Hygienevorräte für Kinder und Gemeinden in Not bereitzustellen. UNICEF ist auch aktiv bei der Unterstützung einer umfassenden Reaktion auf den COVID-19-Ausbruch im ganzen Land beteiligt.

In Indien sind über sechs Millionen Menschen in Bihar, Assam, Odisha, Gujarat, Maharashtra, Madhya Pradesh, Kerala, Uttarakhand, Uttar Pradesh und Westbengalen von den Überschwemmungen betroffen. Darunter befinden sich schätzungsweise 2,4 Millionen Kinder. Obwohl Überschwemmungen in dieser Jahreszeit häufig vorkommen, ist dieses Ausmaß Mitte Juli ungewöhnlich. Gleichzeitig hat in Indien die tägliche Zahl an COVID-19-Infektionen die Schwelle von 30.000 überschritten. UNICEF arbeitet mit der Regierung und den Partnern zusammen, um schnell und wirksam zu reagieren. UNICEF unterstützt die Regierung von Assam auch bei der Umsetzung der an COVID-19 angepassten Richtlinien für die Verwaltung von Hilfslagern und kinderfreundlichen Plätzen in ausgewählten Distrikten – zusätzlich zur gezielten Unterstützung für die Kontinuität der Gesundheitsversorgung von Müttern und Kindern und der Reaktion auf COVID-19 in vielen Bundesstaaten.

In Nepal haben schwere Monsunregenfälle seit dem 9. Juli in verschiedenen Teilen des Landes Überschwemmungen und Erdrutsche verursacht. Mehr als 20 Distrikte sind betroffen. Mehr als 100 Menschen sind gestorben, 48 werden vermisst wobei befürchtet wird, dass sie bereits tot sind. 87 Personen wurden verletzt. Über 10.000 Menschen – die Hälfte davon Kinder – sind betroffen und schätzungsweise 7.500 wurden aus ihren Häusern vertrieben. Im gleichen Zeitraum gab es in Nepal auch eine beträchtliche Anzahl positiver COVID-19-Fälle. UNICEF hat bisher auf die unmittelbaren Bedürfnisse in den zentralen und westlichen Gebieten Nepals, in denen es zu Erdrutschen gekommen ist, reagiert und Decken, Planen, Hygiene-Kits, Kübel, Becher und Wasserreinigungs-Tabletten zur Verfügung gestellt. UNICEF steht weiterhin an vorderster Front, um die Bereitstellung lebenswichtiger wie auch COVID-19-bezogener Gesundheitsdienste zu unterstützen. Auch die weitere Unterstützung von Opfern von Erdrutschen und Überschwemmungen ist geplant.

In Bhutan hat der Monsunregen im ganzen Land Erdrutsche verursacht und behindert den Verkehr und die Kommunikation, da die Hauptverkehrsstraße und die Straßen zwischen den Bezirken beschädigt wurden. Die Sturzfluten wurden durch das Überlaufen der sieben Bäche und Nebenflüsse des Mao-Flusses verursacht. Die Wasserstände im Mao sind nach wie vor sehr hoch und stellen ein erhebliches Risiko für weitere Überschwemmungen dar. Die Überschwemmungen haben auch Schäden an Anbauflächen und einer Wasseraufbereitungsanlage verursacht. Bislang sind vier Menschen durch die Überschwemmungen ums Leben gekommen.

Informationsstand per 23. Juli 2020